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Emotionales Tief trotz Sommerferien

Hallo liebes Team
Ich befinde mich mal wieder in einem Tief. Ausgerechnet jetzt, wo die Sommerferien angefangen haben! Ich sollte mich um einen Nebenjob für nächstes Jahr bemühen, meine Bücher für die Schule lesen, an meiner Maturarbeit weitermachen (bei der ich im Moment echt eine Blockade habe) und meine Ferien planen, wobei ich aber aufs Geld achten muss. Trotz des schönen Wetters habe ich auf nichts Lust, wirklich gar nichts. Langsam weiss ich nicht mehr, wie ich mit solchen Tiefs umgehen soll, sie kommen immer im falschen Moment. Ich habe auch meine Hobbies, die mir Spass machen und mich ein wenig ablenken, aber trotzdem geht es mir nicht besser. Auf eine neue Therapie mit Medikamenten habe ich keine Lust, ich war so stolz, sie abgesetzt zu haben!
Ich hoffe einfach, dass dieses miese, unangenehme und bedrückende Gefühl, welches mir stets im Nacken sitzt, endlich vorüber geht!
Bis zu meiner nächsten Sitzung beim Psychologen geht es noch ein paar Wochen, darum hoffe ich, dass ihr mir vielleicht ein paar gute Worte oder Tipps habt... Danke!

Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde

Nimm dir etwas Druck, indem du deine Ziele konkretisierst

Liebe Felicia
Dass du ausgerechnet jetzt in ein emotionales Tief fällst, wo die Sommerferien angefangen haben und das Wetter schön ist, ist gar nicht so untypisch und abnormal! Die Tagesstruktur der Schule fällt weg, die Verpflichtungen, denen du nachgehen müsstest, müsstest du aus Eigenantrieb organisieren und der Druck nach draussen zu gehen und gesellig zu sein steigt bei schönem Wetter. Es ist manchmal viel schwerer, aus Eigeninitiative Pflichten zu erledigen, wie wenn man eine Struktur vorgegeben bekommt. Ausserdem fühlt man sich dann sehr viel schlechter, wenn man es nicht schafft, weil man nicht nur nichts erledigt hat, sondern auch noch denkt man sei unfähiger, dass man nichts von alleine schafft. Aber das stimmt gar nicht. Du hast jetzt viele Optionen, wie du deinen Tag gestalten könntest, aber auf nichts so wirklich Lust. Was du machen MUSST, erscheint dir wie ein grosser Berg an Unmöglichkeiten, wo du gar nicht genau weisst wo anfangen. Fang damit an, den Berg nicht bei der Spitze erklingen zu wollen, sondern im Tal. Erwarte nicht von dir, dass du im Nullkommanichts hochfliegen musst, sondern geh Schritt für Schritt. Mach dir dafür zum Beispiel eine Liste mit Dingen, die du erledigen musst. Formuliere deine Ziele so konkret wie möglich aus und nicht abstrakt. Setze dir auch nicht zu viele Ziele, sondern schreib dir zum Beispiel pro Tag nur höchstens 5 Ziele auf und belohne dich danach mit mindestens gleich vielen Sachen, die dir Freude bereiten. 
Schreib zum Beispiel also nicht 'Maturarbeit schreiben' auf deine Liste, sondern 'Seitenzahlen formatieren' oder 'Kapitel 2.1. in Buch XY lesen'. Für deinen Urlaub mach zum Beispiel eine detaillierte Budgetplanung, damit du einen Überblick gewinnst, was wirklich drinliegen würde und was nicht. Wenn du eine Schreibblockade hast, wechsle mal den Fokus. Probiere dich nicht auf das zu fokussieren, das nicht funktioniert, sondern erledige etwas, das du auch machen musst, aber inhaltlich sich von deinem Blockadenbereich unterscheidet (z.B. formatiere etwas, oder lese irgendwelche Hintergrundinfos nach). Was auch gut helfen kann gegen Blockaden, ist mit anderen Leuten über dein Problem in der Arbeit zu sprechen. Erkläre jemandem Aussenstehendes, was du tun musst/müsstest, was dein Problem ist, wo du nicht weiter weisst etc. Wenn du einer Person, die von dem Thema nichts weiss, über dein Expertenthema etwas erklären musst, findest du neue Wege und Arten es anzuschauen und auszuformulieren und du denkst mal wieder auf eine andere Art und Weise über dein Thema nach. Das könnte dir dann auch neue Denkmöglichkeiten auftun, um deine Blockade zu lösen. 
Dass du in Therapie gehst, um deine Probleme anzupacken ist toll. Wenn du aber denkst, sie ist zu wenig hoch frequentiert, solltest du vielleicht mal eine Sitzung oder zwei dazwischen schalten. Wenn es dir wieder schlechter geht, ist es doch auch völlig ok deinem Psychologen zu sagen, du bräuchtest die nächste Sitzung ein bisschen früher.
Alles Gute,
Claire

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