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Ich fühle mich so hilflos

Hallo, ich weiss nicht mehr weiter. Als aller erstes, es geht nicht um mich sondern um zwei Internetfreundinnen von mir. Die eine Wohnt in Deutschland, die andere in Österreich. Sie wollen beide von zuhause abhauen. Beide leiden an Depressionen. Bei der Österreicherin kenne ich genauere Hintergründe. Die Eltern waren beide im Drogengeschäft und starben dann beide durch Selbstmord. Sie ist jetzt bei ihrer Oma die sie jedoch nur ignoriert und so tut als Übertreibe sie... wie kann man bei Depressionen übertreiben? Nun ja, sie wollen nicht Psychische Hilfe , die eine ist momentan noch beim Psychiater aber sie hält es nicht mehr aus. Ich weiss nicht, wie ich ihnen helfen könnte und was sie tun können. Ich habe ihnen geraten eine Nummer gegen Kummer anzurufen aber sie wollen nicht. Es macht mich selber fertig zu wissen, dass ich ihnen nicht helfen kann. Ich habe selber Probleme mit einer Krankheit und das macht mich auch fertig aber trotzdem, ich fühle mich so hilflos und möchte am liebsten nur weinen. Ich bin nach aussen sehr stark aber weine mich manchmal trotzdem in den Schlaf.

Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde

Ich fühle mich so hilflos

Liebe Martina
Wow, du scheinst mir eine tolle Freundin zu sein! Ich finde es echt toll, wie sehr du deinen beiden Internetfreundinnen helfen möchtest und für sie da bist! Ich verstehe, dass es echt schwierig ist, nicht zu wissen, wie man jemandem helfen kann. Es ist echt unangenehm sich so hilflos zu fühlen und es ist verständlich, dass dich die ganz Situation fertig macht und du nicht mehr weiter weisst. 
Depressionen sind eine ernstzunehmende Sache und ich gebe dir Recht, dass man da nicht einfach sagen kann "sie übertreibt". Ihre Familiengeschichte ist ganz schrecklich und es tut mir sehr leid, dass deine Freundin so etwas erleben musste. Ich könnte mir vorstellen, dass es für ihre Oma schwierig nachzuvollziehen ist, wie es ihrer Enkelin geht und wie sie sich fühlt - auch wenn sie im gleichen Boot sitzen, geht jeder anders damit um. Womöglich ist ihre Oma mit der Situation überfordert oder es geht ihr ähnlich wie dir; dass sie ihrer Enkelin gerne helfen möchte, aber sie nicht weiss wie sie das schaffen kann.
Deinen Ratschlag, ein Sorgentelefon zu kontaktieren finde ich super! Ich fände es sehr wichtig, dass sie professionelle Hilfe aufsuchen würden. Du hast geschrieben, dass eine Freundin bereits bei einem Psychiater ist aber sie es nicht mehr aushält. Was hält sie nicht mehr aus? Ihre Probleme/ihre Situation oder den Psychiater an sich? Denn falls sie das Gefühl hat, dass der Psychiater nicht zu ihr passt und sie sich ihm gegenüber nicht öffnen kann oder ihm nicht vertraut, würde ich ihr an's Herz legen, sich nach einem neuen, passenderen Psychologen/Psychiater umzusehen. Denn ohne eine gute Therapiebeziehung kann die Therapie meist nicht wirken.
Ich fände es enorm wichtig, dass sich deine beiden Freundinnen Hilfe holen und diese auch annehmen, wenn sie angeboten wird. Leider klingt es aber für mich so, als möchten sie sich gar nicht helfen lassen. Jegliche Ratschläge und Unterstützungsangebote von deiner Seite werden abgelehnt. Sie leiden beide an Depressionen und wollen sogar von Zuhause abhauen. Sie fühlen sich also nicht wohl in ihrer Situation und trotzdem wollen/können sie sich nicht helfen lassen. Deswegen lege ich dir nahe... versuche dich etwas zurückzuziehen um dich selbst zu schützen. Du hast ihnen ganz tolle Ratschläge gegeben, bist für sie da und bietest ihnen eine Stütze. Trotzdem wird sich in der jetzigen Situation wohl nicht viel verändern wenn deine Freundinnen nicht motiviert sind, ihre Probleme anzugehen. Du investierst sehr viel Zeit und Kraft in die Probleme deiner Freundinnen - was wirklich toll von dir ist - während du diese Zeit und Kraft jedoch für deine eigene Situation mit der Krankheit gebrauchen könntest. Wenn deine Freundinnen nichts an ihren Problemen ändern möchten, sie keine Hilfe annehmen und deine Ratschläge ignorieren/abschlagen, dann wirst du immer mehr Zeit und Energie investieren während sich trotzdem nicht viel an der Situation ändern wird. Deswegen: Versuche etwas Distanz zu bekommen. Sag ihnen, dass du dich um sie sorgst und du dir wünschen würdest, dass sie es zumindest versuchen würden, Hilfe anzunehmen und nicht einfach wegzulaufen (denn das löst ihre Probleme auch nicht). Sag ihnen, dass du stets für sie da bist und sie unterstützen wirst, wenn sie sich entscheiden etwas an ihrer Situation zu ändern. Doch wenn sie auch das ignorieren - versuche dich abzugrenzen. Denn ansonsten ziehen dich ihre Situationen nur noch tiefer mit runter, während es deinen Freundinnen dabei auch nicht besser geht.
Du beschreibst, dass du nach aussen ganz stark wirkst, dies aber innerlich gar nicht unbedingt so ist und du dich manchmal in den Schlaf weinst. Ich an deiner Stelle würde mich wohl auch in den Schlaf weinen, wenn es meinen Freundinnen nicht gut ginge und ich nicht wüsste, wie ich ihnen helfen könnte. Dies ist echt frustrierend und du darfst ruhig traurig sein und weinen! Es ist keine Schande solche Gefühle zuzulassen und es ist verständlich, dass das alles mal raus muss! Ich denke selbst der starke Herkules würde in einer solchen Situation weinen! Und nur weil man weint, heisst das noch lange nicht, dass man nicht stark ist!
Es ist mir ein grosses Anliegen, dass du zu dir selbst schaust, die Zeit und Energie in deinen eigenen Kampf mit deiner Krankheit investierst und dich nicht noch zusätzlich mit runterziehen lässt. Ich weiss, es ist echt schwierig, sich von seinen Freundinnen abzugrenzen, doch auf Dauer geht es dir sonst nur noch schlechter.
Ich wünsche dir alles, alles Gute für deine Zukunft.
Liebe Grüsse
Ronja

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