Aber was ist mit mir?
Das habe ich bis jetzt nie in Erwägung gezogen in so etwas reinzuschreiben, komme mir auch ein wenig doof vor aber ich versuche es trotzdem mal. Ich bin 19 Jahre alt. Mein Problem ist das ich keine Motivation habe, nicht für die Schule nicht für Freunde nicht für Sport.. In meiner Klasse sind alle 2 bis 3 Jahre jünger als ich und ich habe mittlerweile die "Mamaposition" eingenommen, doch ich merke dass es mich überfordert, aber mit ihne private Freundschaften schließen will ich nicht, da ich mich mit ihnen nicht über meine Probleme unterhalten kann, ich komme aus einem anderen Land und bin vor 12 Jahren nach Europa gekommen, doch wie es drüben in meiner Heimat schon fast "normal" ist, wurde ich von meiner Mutter geschlagen, die aber Depressiv ist und ich es ihr nicht verübeln konnte, denn ich konnte schon sehr früh verstehen wie es für sie ist, das ist zwar keine Entschuldigung für das was sie getan hat aber ich kann es nicht mehr ändern, dann kommt auch noch dazu dass mein Vater Alkoholiker war und meine Mutter auch hin und wieder mal schlug und mein 2 Jahre älterer Bruder und ich das immer mitansehen mussten ,danach kommt noch dazu dass wir auch von bewaffneten Männern überfallen worden sind und ich höllische Angst hatte, sie würden meine Eltern umbringen.... im Großen und Ganzen ich habe Erfahrungen gemacht die ich keinem anderen wünsche, mit 15 hatte ich solche Depressionen, das ich schon an Slebstmord dachte und schon knapp dran war in einem Trancezustand mich auf die Gleisen zu stürzen, (Gott sei Dank konnte ich mich fangen und wieder klar denken), zu dieser Zeit hatte ich fast keinen Ausweg mehr gesehen, da ich 4-5 Monate täglich zu fast jeder Zeit weinen musste und einfach nicht wusste warum. Meine Eltern konnten mir auch nicht Helfen, denn sie waren mit der ganzen Situation vollkommen überfordert da sie auch ihre Probleme hatten und sich dann auch scheiden ließen ( das war die beste Entscheidung, die sie je treffen hätten können ) kurz nachdem ich 18 wurde zog ich von zu Hause aus, da war alles gut doch danach fühlte ich mir nur noch einsam und ich realisierte dass ich auf mich selbst schauen musste, mir hat keiner mehr geholfen, mit meiner Mutter kann ich über garnichts reden, weil sie eine Zeugin Jeovas ist und ich am liebsten nicht mehr mit ihr zu tun haben will und mit meinem Vater genau so wenig, da er jetzt einen Freundin hat und nichts mehr von meinen Problemen wissen möchte und das hat er mir oft genug ins Gesicht gesagt, doch ich muss es akzeptieren, denn es ist jetzt sein neues Leben, aber was ist mit mir ? Liege ich da falsch zu behaupten dass ich nie wirklich die Aufmerksamkeit meiner Eltern bekommen habe??
Mir wurde nie oft etwas verboten und wenn dann habe ich meine Eltern einfach ausgelacht und bin gegangen, wofür ich mich schon lange schäme und auch fremdschäme dass meine Eltern nicht in der Lage waren ihre Kinder gut zu erziehen...naja wir sind gut erzogen und haben einen guten Umgang mit anderen Leuten aber manchmal fühle ich mich so als würde das nicht genug sein. Ich bin auf jeden Fall sehr undiszipliniert in der Schule und mache nichts außer in meiner Wohnung zu sitzen (es ist eine WG mit einem Mitbewohner) und mich zu fragen wann ich endlich zum lernen anfange.. ich war nie eine gute Schülerin und habe mir beim Lernen immer schwer getan, aber früher hatte ich nicht so schlechte Noten wie jetzt, und ich mit meiner Position in der Klasse komme mit vor wie eine Erwachsene Frau die nichts auf die Reihe bekommt.
Ich bin dazu auch noch verliebt, in einen Mann der 25 Jahre alt ist. Er ist sehr ehrgeizig, gutaussehend, klug, kommt aus einer stabilen Familie versorgt sich seit seinem 19 Lebensjahr selber und lebt sein eigenes Leben. Wir machen sehr viel miteinander, doch ich halt es nicht aus in ihn verliebt zu sein und nicht zu wissen was er fühlt. Ich traue mich einfach nicht es ihm zu sagen, da ich Angst habe, meine Gefühle nicht erwidert zu bekommen, das würde mich vollkommen aus der Bahn werfen überhaupt in der Schule. Ich hätte auch Angst, wenn er mich wollen würde, mit ihm eine Beziehung einzugehen, da ich mit seinem Ehrgeiz nicht mithalten kann bzw. noch nicht kann. Ich denke mir immer dass es nach der Schule (in 2 Jahren) viel besser sein wird. Ich möchte so gerne Studieren aber ich haben auch davor Angst da ich wie schon erwähnt nicht wirklich diszipliniert bin. Ich möchte schon so viel tun, doch die SCHULE, sie ist immer im Hinterkopf und ich halte diese Misserfolge auch nicht aus, ich kann fast nie lernen, weil ich entweder an ihn denke oder an die schlechten Noten die ich noch ausbessern muss oder an die 2 Jahre (ist echt nicht mehr lang, aber..) die noch vor mir liegen oder an das Geld und die Arbeit am Wochenende indem ich eigentlich lernen sollte und and das, dass ich immer mehr abnehme und meine Haare weniger werden....letzteres nur noch Kleinigkeiten die mich Beschäftigen.
Mein Selbsbewusstsein ist auch nicht mehr das was es früher war..ich will einfach nur meine Sicherheit zurück und mein Leben in den Griff bekommen..Ich brauche den Mut und die Kraft über meinen Schatten zu springen und wieder alles zu machen was mir Spaß macht, irgendetwas wofür ich Aufmerksamkeit bekomme, irgendetwas was ich gut kann .. und das nur für mich.
das wars mal fürs erste.
Lg Sabsi
Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde
Schritt für Schritt - Woche für Woche
Liebe Sabsi
Deine Kindheit mit eurer Familiengeschichte, deiner depressiven Mutter und deinem Vater, der Alkoholiker ist, hat dich - was natürlich ist - geprägt und zu dem Menschen geformt, der du heute bist. Es hat dich einerseits zu einer starken Person gemacht, die mit 18 ausgezogen ist, neben der Schule arbeitet und viel Verständnis für andere Menschen hat, andererseits wurden dir durch das Fehlen von Struktur zuhause Dinge wie Diszpliniertheit und das Gefühl von bedingungloser Liebe schwierig gemacht. Es gibt keinen Grund dich für irgendetwas schämen, jeder Mensch hat seine eigene Geschichte, kaum eine Familie, die keine Schwierigkeiten oder auch Geheimnisse hat. Du hast aber vollkommen recht, dich zu fragen, "was ist mit mir?", "warum kriege ich zu wenig Aufmerksamkeit?". Es ist nicht einfach, es ist traurig, dass du realisieren musstest, dass du alleine bist. Und darfst auch traurig, wütend und alles sein. Du hast Recht. Wichtig ist jetzt, dass du merkst und lernst, dass du als Mensch einfach weil du bist, wer du bist, das Recht hast, geliebt zu werden. Du musst beispielsweise mit dem Ehrgeiz dieses Mannes nicht mithalten. Dazu gibt es keinen Grund, es ist okay, nicht wahnsinnig diszpliniert zu sein und auch einfach mal nichts zu tun. Die meisten Leute sind undiszipliniert und regen sich auch über sich selber auf, von aussen sieht man das einfach nicht.
Du musst jetzt - wie du am Schluss schreibst - wieder zu Energie, Motivation, Zuversicht und Selbstbewusstsein kommen. Schritt für Schritt wirst du wieder aus dieser Antriebslosigkeit herausfinden (und ja, ich denke schon, dass nach der Schule einiges besser laufen wird). Dafür beginnst du damit, deinem Leben Struktur zu geben. Beginne damit dir Wochenpläne zu machen, in denen du natürlich deine Schul- und Arbeitszeiten einträgst, dann deine Lernzeiten. Manchen fällt es einfacher zum Lernen in Bibliotheken zu gehen, man ist weniger abgelenkt und trifft auf andere Leute, die sich auch gerade quälen. Und dann ist es wichtig, dass du dir jeden Tag sicher eine Stunde dafür Zeit nimmst, gut und lieb zu dir selber zu sein. Das heisst, geh auf die Suche nach Dingen, die dich glücklich machen, dich entspannen, die dir Freude machen. In deinem Leben fehlen die positiven Erfahrungen oder du bekommst sie nur, wenn du dich um andere kümmerst. Du musst jetzt lernen, dich um dich selber zu kümmern. Das sollte unbedingt auch in Form von gesundem Essen und Kochen sein, damit du wieder zu Kräften kommst und du wieder schöner wirst. Du musst nicht auf einmal über deinen Schatten springen. Beginne erst damit, das zu tun, was unbedingt nötig ist zum Leben und daneben alles mögliche für dein Wohlbefinden zu tun. Auch wenn es vielleicht je nach Stimmung sinnlos und anstrengend erscheint, wenn du das einige Wochen ganz bewusst durchziehen kannst, wird dein Selbstbewusstsein, dein Mut, deine Kraft und dein Glück wieder zurückkehren. Denn das steckt alles in dir drin, du musst es jetzt wieder erwecken.