Alles immer ohne jegliche Unterstützung
Ich bin 16 und meine Mutter ist schon seit etwa 7 Jahre. Alkoholikerin. Sie ist täglich betrunken und nie nüchtern. Meine Eltern sind geschieden und meinen Vater kenn ich kaum. Er möchte nichts mit mir zu tun haben,hat jedoch mich meinen Geschwistern Kontakt. Ich habe gerade meine Lehre begonnen und bin damit bis jetzt zufrieden. Da ich jedoch alles immer alleine ohne jegliche Unterstützung erledigen muss hatte ich vor allem als ich mit der Berufslehre begonnen habe mehrere Nervenzusammenbrüche. Ich konnte nicht aufhören zu weinen und zitterte ohne Ende. Meine Mutter hat einen Anfall miterlebt und ich bat sie mich in einer Therapie anzumelden. Sie meinte jedoch ich soll nicht überreagieren und einfach weitermachen. Ich glaube der Auslöser für meinen Nervenzusammenbruch waren die vielen neuen Eindrücke in der Berufslehre und die schon 2 jährige Depression wegen meiner Mutter. Schon fast kam es dazu, dass ich sie für einen Alkoholentzug überzeugen konnte, jedoch hat sie diesen nie gemacht. Ich halte es nicht mehr mit ihr aus und weiss nicht was ich machen soll. Meine Geschwister interessieren sich nicht wirklich für dieses Problem, da sie keine Zeit und Interesse haben. Mein Bruder ist selbst auch Alkoholiker und bedroht meine Mutter regelmässig. Ich kann diese ganze Last nicht mehr tragen und habe auch schon mehrmals über Suizid nachgedacht, jedoch noch nie so ganz umgesetzt. Ich weiss nicht mehr wie ich leben soll, denn so will ich nicht weiterleben.
Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde
Dich selbst in den Vordergrund stellen
Liebe Anna
Es tut mir sehr leid zu hören, dass du in einer so schwierigen Situation steckst. Es klingt, als hättest du schon sehr viel allein durchgestanden. Das ist eine enorme Belastung, besonders in deinem Alter.
Zuerst einmal möchte ich dir sagen, dass es mutig ist, wie du um Hilfe suchst und deine Gefühle so offen teilst. Es ist völlig verständlich, dass du dich überfordert fühlst. Es ist nicht deine Aufgabe, die Probleme deiner Mutter oder deiner Familie zu lösen. Du hast das Recht, für dich selbst zu sorgen und dein eigenes Wohlbefinden in den Vordergrund zu stellen. Und der Anfang einer Lehre ist wirklich schon genug anstrengend.
Es ist gut, dass du erkannt hast, dass eine Therapie hilfreich sein könnte. Auch wenn deine Mutter nicht bereit ist, dir dabei zu helfen, gibt es andere Wege, wie du Unterstützung bekommen kannst. Du könntest dich an eine Vertrauensperson in deiner Lehre wenden, sei es eine Lehrperson, eine Ausbildnerin oder eine Vertrauensperson. Oder du kannst mit deiner Ärztin sprechen, die dich dann an eine Therapeutin überweist. Auch Jugendberatungsstellen oder Schulsozialarbeit können Anlaufstellen sein.
Es ist wichtig, dass du nicht allein mit diesen Gefühlen bleibst. Du hattest schon Gedanken an Suizid und das ist ein ernstes Zeichen dafür, dass du dringend Unterstützung brauchst. Auch wenn es schwerfällt, versuche, mit jemandem darüber zu sprechen – ob das ein Freund, eine Verwandte oder jemand in der Schule ist. Manchmal kann es auch helfen, sich anonym an eine Telefonberatung zu wenden, wo du dich sicher und verstanden fühlen kannst.
Du hast schon so lange durchgehalten, und das zeigt, wie stark du bist. Du bist es wert, dass es dir gut geht. Es gibt Menschen und Stellen, die dir helfen können. Gib dir selbst die Chance, Hilfe zu holen und schau, was für dich machbar ist. Du verdienst ein Leben, das sich lebenswert anfühlt. Gönne dir viele Pausen, schöne Momente im Alltag und kleine Belohnungen. Das verdienst du dir jeden Tag.
Liebe Grüsse, Mika