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das fünfte Rad am Wagen

Mein Stiefvater ist ein richtiges Ekel. ich wohne mit meiner Mama, meinen kleineren Halbbrüdern und ihm zusammen. Früher dachte ich, wenn ich nur erst Geschwister hab, dann wird Michi schon netter. Aber das war nicht so. Im Gegenteil! Die Aggressionen, die er aufbaut lässt er wie immer an mir aus, oft auch handgreiflich, wobei ich mich tüchtig wehre. Das Dumme ist, das er immer öfters sauer ist und es ihm nicht gutgeht.
Bei meiner Mami ist es das Gleiche. Auch sie schreit immer mich an, nur ist es bei ihr noch schlimmer, denn ich hab sie doch so lieb und einen Papa hab ich nicht. Ich konnte Michi noch nie leiden, aber seit wir zusammen wohnen halt ich es zu Hause fast nicht mehr aus. Und es macht mich traurig, dass Mama, auch wenn er mich schlägt zu ihm haltet. Sie verteidigt mich zwar, aber immer bin ich es, die anfängt. Und dann immer der stumme Vorwurf. Ich komme mir vor wie das 5. Rad am Wagen. Ich störe doch alle in ihrer Familie, das wäre doch perfekt: Vater, Mutter, 2 Kleinkinder. Warum muss jetzt auch noch diese grosse Schwester da sein, die immer ärger produziert. Ich kann einfach nicht länger so leben, ich bin auch schon weggelaufen, aber dann tut mir Mama schon nach kurzer Zeit leid und ich gehe zurück. Dort ist es dann so, als wär ich gar nicht weggewesen. Manchmal haben sie es noch nicht einmal bemerkt! Was soll ich denn bloss tun?

Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde

Mut, auszusteigen

Liebe Melinda
das tut weh, das Gefühl das fünfte Rad am Wagen zu sein! Auch dass deine Mama dich nicht schützt vor den Schlägen des Stiefvaters, das finde ich ganz schlimm.
Und doch hast du sie so lieb, dass du ihr zuliebe nicht weglaufen magst. Das heisst ja, dass da noch ganz viele positive Gefühle da sind und du eigentlich mit ihr auskommen möchtest. Nur: wie schafft ihr das jetzt?
Eigentlich müssten deine Mutter und der Stiefvater als Erwachsene finden, dass das eine unhaltbare Situation ist, diese dauernde Streitereien und Schlägereien. Und dies ändern wollen.
Aber anscheinend können beide ihr Verhalten nicht mehr hinterfragen und aus dieser Situation aussteigen. So wie du es beschreibst, ist die Situation ziemlich verfahren und es finden die immergleichen Streitereien statt.
Auch wenn es nicht deine Aufgabe als Tochter und als Jugendliche ist, aber wahrscheinlich musst du als erste aus dem Streit aussteigen. Einfach klar sagen, dass du auf diese Art nicht mehr länger mit ihnen zusammen wohnen willst und dass du gemeinsam mit ihnen die Situation ändern willst. Weil es einfach nichts bringt, sich gegenseitig zu verprügeln.
Am besten geht das, wenn du - oder dann ihr gemeinsam - Hilfe von aussen holt. Ich denke an eine Jugend- und Familienberatungsstelle, die den Streit schlichten und neue Lösungswege oder neue Wege, überhaupt miteinander zu reden, suchen hilft.
Vielleicht gibts für dich aber auch die Möglichkeit, mal eine Zeit lang woanders zu wohnen, bis ihr gelernt habt, miteinander zu reden und zu streiten ohne dass es Schläge gibt.
Ich weiss, dass das ganz viel Mut braucht, auszusteigen - und den wünsche ich dir!

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