müssen mich meine Eltern unterstützen?
Hallo
Ich habe ein Problem. Ich bin zwar schon ein wenig alt, aber ich weiss nicht, an wenn ich mich wenden soll. Ich bin 20 Jahre alt und mache eine Ausbildung. In einem Jahr werde ich fertig sein, aber ich kann mir noch nicht vorstellen, diesen Beruf dann auszuführen und überlege eine neue Ausbildung zu machen. Aber nun zum eigentlichen Problem.
Ich wohne noch bei meinen Eltern. Mein Vater und meine Mutter streiten ständig, weil mein Vater häufig betrunken ist. Er wird, wenn er getrunken hat, still und kann Gesprächen nicht mehr folgen und nicht mehr richtig essen (er hält beispielsweise das Messer falschrum). Dieser Zustand besteht schon seit circa 5 Jahren und wird immer schlimmer. Mein Vater hat mir und meiner Mutter immer wieder versprochen aufzuhören, aber irgendwie nimmt er es auf die leichte Schulter und schafft es dann auch nie. Er will nicht einsehen, dass er ein Problem hat. Er trinkt heimlich Schnaps, damit wir es nicht merken. Er versteckt leere Bierflaschen und denkt, wir merken es so nicht.
Meine Eltern streiten nun ständig. Ich stehe immer zwischen den zweien. Versuche Kompromisse oder Lösungen zu finden. Ich bin völlig kaputt und möchte nicht mehr bei meinen Eltern wohnen. Gibt es eine Möglichkeit auszuziehen? Ich habe eben auch kein Geld. Desweiteren habe ich eine Angststörung entwickelt und bin in psychologischer Behandlung. Die Psychologin meint, dass meine Angststörung ganz eng mit der Situation zuhause verknüpft sei und ich nur die Angst besiegen kann, wenn ich zuhause ausziehen würde. Müssen mich meine Eltern unterstützen?
Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde
Unterstützung von aussen einfordern
Hallo Elli
Ich bin stolz auf dich, dass du dir Hilfe suchst und nicht in deiner schwierigen Situation verzweifelst. Das ist echt stark von dir! Dass du bei einer Psychologin in Behandlung bist, ist ebenfalls eine sehr gute Sache. Du brauchst Unterstützung und zwar von Leuten, die wissen, was sie tun.
Deine Psychologin hat ja wahrscheinlich schon einen Einblick in deine Situation zu Hause erhalten und sieht deine Angststörung in diesem Zusammenhang. Es ist auch verständlich, dass dich der Zustand daheim kaputt macht. Das ist bestimmt kaum zum Aushalten!
Auch wenn es sich nicht so anfühlt: du bist nicht verantwortlich dafür, wie es zwischen deinen Eltern läuft. Leider bist du auch eine Leitragende, da du noch zu Hause wohnst, aber es ist nicht in Ordnung, dass du vermitteln und beschwichtigen musst. Dein Vater hat ein grosses Problem und es ist gar nicht untypisch, dass er dieses auf die leichte Schulter nimmt. So kann er sich nämlich selber vorgaukeln, dass er kein Alkoholiker ist und jederzeit mit Trinken aufhören könnte. Aber wir wissen beide, dass er dies ohne fremde Hilfe nicht hinkriegen wird. Er sollte also dringend eine Suchtberatung aufsuchen. Davon gibt es viele und dein Vater braucht sich auch nicht zu schämen, wenn er da hingeht. Versuche, deine Mutter dazu zu bringen, dass sie ihren Mann davon überzeugen kann, endlich etwas zu unternehmen!
Ich denke auch, dass es für dich befreiend wäre, wenn du ausziehen könntest. Verdienst du in deiner Ausbildung schon etwas oder bist du von deinen Eltern finanziell total abhängig? Eine Möglichkeit wäre es vielleicht, dass du dich mit Kolleginnen zusammentun könntest und ihr gemeinsam eine WG gründen könntet.
Hast du mit deinen Eltern schon darüber gesprochen, dass du ausziehen möchtest? Vielleicht würden sie dich ja finanziell ohnehin unterstützen, wenn du nur einen bescheidenen Betrag brauchen würdest. Du bist volljährig und von dem her kannst du deine Entscheidungen selber treffen. Aber sicher kommt es besser, wenn deine Eltern mit deinen Plänen einverstanden sind.
Da dich deine Psychologin darin unterstützt, dass du ausziehen solltest, kann sie dich auch am besten aufklären, welche Möglichkeiten du nun hast. Es kommt immer ein bisschen drauf an, in welcher Region man wohnt. Deine Psychologin weiss aber sicher, welche Angebote für dich in Frage kommen könnten. Falls sie sich doch nicht so gut auskennt, soll sie dir sagen, an wen du dich im Vertrauen wenden kannst, ok?
Es ist gut, dass du dich für dich selber einsetzt! Du benötigst Unterstützung von aussen, da dich die Umstände in deinem Zuhause nur krank machen. Deine Psychologin kann dir bestimmt weiterhelfen und falls alle Stricke reissen sollten, meldest du dich unbedingt wieder bei mir.
Liebe Grüsse
Larissa