Weiss nicht, wie ich das durchstehen soll
Hallo,
ich bin im Moment bei meiner Tante und mache da ein Praktikum. Und ich habe keine, aber wirklich so gar keine Ahnung, wie ich das durchstehen soll. Die sind zwar alle nett da, aber alles ist unendlich laut und unvorhersehbar. (bei mir besteht die Asperger-Autismus Symptomatik; sensorische Überempfindlichkeit, Angst vor Körperkontakt, Überforderung in der sozialen Interaktion, Bedürfnis nach Routinen, etc.)
Alle Reden so viel, ich bin die ganze Zeit in einem großen Raum mit vielen Leuten. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich bin so verzweifelt. Das ist auch noch nicht alles. Ich habe grade einen stationären Klinikaufenthalt hinter mir, der nicht wirklich etwas gebracht hat. Ich verletze mich ständig selbst, die Wunden mussten auch schon häufiger genäht werden. Ich hasse mich so sehr und ich würde das hier am liebsten einfach beenden. Ich schlafe extrem schlecht. Und wenn ich an morgen denke, übermannt mich die Hoffnungslosigkeit. Und das Praktikum dauert noch 3 Wochen.
Ich hoffe ihr könnt mir einen guten Rat geben
Elyas
Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde
Suche nach Rückzugsmöglichkeiten
Lieber Elyas
Die Situation bei deiner Tante ist für dich kaum auszuhalten – viele Leute, Lärm, Unvorhersehbarkeit – und du würdest dein Praktikum am liebsten abbrechen. Gibt es denn bei deiner Tante Rückzugsmöglichkeiten? Kannst du z.B., wenn die anderen am Essen sind, auf dein Zimmer gehen und erst dann essen, wenn die anderen bereits fertig sind? So hättest du vielleicht ein bisschen mehr Freiraum. Weiss deine Tante von deiner Asperger-Symptomatik? Du könntest ihr auch sagen, dass es dir zu laut ist, wenn so viel geredet wird und dass du mehr Raum für dich brauchst. Was ist denn unvorhersehbar bei deiner Tante? Hast du versucht, Routinen aufzubauen, z.B. immer zur gleichen Zeit aufstehen und zur gleichen Zeit ins Bett gehen? Vielleicht kann dir deine Tante auch helfen, deinen Aufenthalt etwas vorhersehbarer zu machen, indem sie dich über die Geschehnisse bei ihr zu Hause im Vorhinein informiert, z.B. darüber, was es zum Essen gibt oder wer zu Besuch kommt. Du schreibst, dass du hoffnungslos bist, wenn du an den nächsten Morgen denkst. Du könntest dir vor dem Einschlafen aufschreiben, was dich am nächsten Tag so erwartet, im Praktikum und bei deiner Tante zu Hause, und so etwas mehr Struktur zu erhalten. Das könnte dir auch mit deinen Schlafproblemen helfen, wenn du weisst, wie der nächste Tag aussieht. Du könntest zudem beginnen, die Tage zu zählen, bis das Praktikum zu Ende ist. Mach z.B. ein Kalender, auf welchem alle Tage aufgelistet sind, die du noch vor dir hast und am Abend, wenn ein weiterer Tag vorbei ist, kannst du einen Tag durchstreichen. So würdest du immer genau vor dir sehen, wie lange es noch dauert und es gäbe ein gutes Gefühl, wenn du einen weiteren Tag abhaken könntest.
In welchen Situationen verletzt du dich selbst? Wenn dir alles zu viel wird? Versuche andere Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten, wie du in diesen Situationen umgehen kannst. Gibt es Dinge, die du gerne tust und die dich beruhigen? Vielleicht tut es dir gut, in einem Buch zu lesen oder Musik zu hören, um dich so abzugrenzen und auf andere Gedanken zu kommen. Wenn du den Drang hast, die zu verletzen, könntest du etwas anderes tun, das eine intensive Körperreaktion hervorruft, dir jedoch nicht schadet. Du könntest z.B. ein Gummi um dein Handgelenk legen und spicken lassen, dich kalt abduschen oder Eiswürfel in die Hände nehmen oder etwas Tabasco essen. Diese Dinge sind andere Möglichkeiten, um mit Spannung und Verzweiflung umzugehen, ohne dass man sich dabei selbst verletzt. Probiere mal etwas aus und schau, ob es dir hilft.
Rebecca