Angst vor der Zukunft
Hallo,
ich bin 19 Jahre alt und müsste eigentlich einer der glücklichsten Menschen auf der Welt sein. Im Mai schließe ich meine schulische Ausbildung ab. Ich habe bisher durschnittlich bis gute Noten und auch sonst lief mein schulischer Weg ohne Probleme. Ich habe einen großen Freundeskreis und eine Familie die immer für mich da ist. Ich habe einen Freund mit dem ich seit 5 Monaten zusammen bin. Vorher hatte ich immer großes Pech mit Männern. Doch ich bin trotzdem unzufrieden. Ich habe seit 2-3 Monaten schlimme Albträume oder ich schlafe garnicht. Auch mit meinem Freund bin ich mir nicht sicher. Er gibt mir eigentlich alles was ich will aber trotzdem bin ich nicht zufrieden. Bin ich zu anspruchsvoll? Mich stört, dass er mir ständig Komplimente macht und wir irgendwie jeden Tag uns entweder sehen oder wir schreiben, telefonieren. Aber wie kann ich ihm das sagen ohne das er verletzt ist? Außerdem habe ich große Angst vor meiner zukunft. Ich weiß nicht wie ich mich weiterbilden kann oder ob ich eine Stelle bekomme? Auch meine Albträume belasten mich sehr. Ich träume viel vom Tod oder anderen Verlusten.
Ich weiß nicht ob ihr mit meinem Text/Problem was anfangen könnt. Aber ich würde mich über eine Antwort freuen.
Lg
Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde
Vertrauen
Hallo Johanna
Du schreibst eigentlich von zwei Johannas, die dein Leben bestimmen. Da ist einerseits die angepasste, brave und gut integrierte Johanna, die alles hat um ein zufriedenes und zuversichtliches Leben zu führen. Und dann ist da noch eine andere Johanna. Jemand der das Leben gar nicht geniessen kann aus lauter Sorge und Misstrauen, dass sich alles in Luft auflösen könnte und selber den eigenen Ansprüchen nicht genügt. Dabei stellst du dir eine sehr wichtige Frage: ob du zu anspruchsvoll seist. Nun, du hast in deinem Leben bereits einiges erreicht. Du gibst dich damit aber nicht zufrieden, du gehst weiter und machst dir Gedanken um deine Zukunft. Du zweifelst ob alles wie bisher so gut gehen wird.
Ich denke du befindest dich beruflich vor einem entscheidenden Schritt: du lässt die Schule hinter dir und bist daran ins Berufsleben einzusteigen. Die Abläufe in der Schule waren bisher im voraus klar geregelt und jetzt musst du das Wagnis eingehen einen neuen (Arbeits/Ausbildungs-)Platz zu finden. Musst dich wieder neu beweisen, musst wieder neu deine Rolle im Betrieb finden. So ein Schritt kann sehr verunsichern. Hat man nun grosse Ansprüche an sich selbst, kann so eine Situation ziemlich Druck machen, weil man sich ungern eingesteht, dass man bei neuen und noch nicht bekannten Anforderungen auch mal Fehler machen wird/darf. Du bist daran neues zu lernen. Und aus Fehlern lernt man, dass das Leben oft nicht perfekt läuft, sondern eher einem Kunststück oder auch Überraschungscup gleicht. Meist wissen wir nicht, was nächstes Jahr bringen wird, geschweige denn in fünf Jahren. Daher sind die Momente, wo du dich geborgen und wohl fühlst, wertvolle Kraftmomente für deine Zukunft. Geniesse diese Zeit wo du dich aufgehoben fühlst, schliesse sie in dein Herz und nimm sie mit in die Zukunft.
Noch etwas zu deinem Freund. Offenbar habt ihr momentan unterschiedliche Bedürfnisse was Nähe angeht. Dein Freund möchte dir ständig nahe sein und wissen wie es dir geht. Während du zur Zeit etwas mehr Distanz brauchst um deine Gedanken zu ordnen und in dich hineinzuhören. Es macht wenig Sinn und ist eher frustirerend, wenn du ihm zuliebe zwar physisch anwesend bist, in deinen Gedanken aber woanders bist. Sei mit ihm ehrlich und überlasse ihn nicht möglichen Vermutungen. Es gibt Zeiten, ebensolche wo mehr Stress und Orientierungsdruck da sind, wo man nebst der Gemeinsamkeint auch die persönliche Zeit braucht um den Boden nicht zu verlieren. Und wenn du ihn noch immer liebst, dann sag ihm das auch und was du so sehr an ihm magst. Lg