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Bin alleine und verloren

Also, ich weiß auch nicht genau wieso ich das hier schreibe und was ich mir eigentlich davon erwarte, aber vielleicht hilft es ja sich mal alles von der Seele zu schreiben... Schon mal viel Spaß, den folgenden Monstertext durchzulesen :D
Zuallererst: Ich bin in jeder Hinsicht ein sehr unnormales Mädchen, (und normal ist in dieser Gesellschaft seehr seltsam definiert), obwohl sich wahrscheinlich jeder zweite Jugendliche so bezeichnet.
Ich ritze mich seit ca. zwei Jahren, allerdings nicht durchgehen. Sogar beim selbstverletzen bin ich anders, ich mache es nämlich überhaupt nicht so, wie die meisten es tun.
Mit möglichen Gründen für dieses Verhalten, könnte ich wohl mehrere Bücher füllen, aber hier die 'Kurzfassung' der Hauptprobleme.
Vor ca. zweieinhalb Jahren, ist mein Vater schwer erkrankt, und ist lange im Koma gelegen, zweimal beinahe gestorben. Das alles ist damals irgendwie alles an mir vorbeigezogen, hat mich irgendwie kaltgelassen, da ich nie ein gutes Verhältnis zu meinem Erzeuger hatte. Meine Mutter hat ihn eigentlich gehasst, aber das hat sie ihm während seiner Zeit ihm Krankenhaus nicht gezeigt, damit es sich nicht schlecht auf ihn auswirkt. Sie hat ihn ständig besucht und ich musste zuhause mit meinem großen Bruder, der den Haushalt geschmissen hat, allein zurechtkommen. Das hat uns beide irgendwie total zusammengeschweißt. Er war immer für mich da, hat gekocht, mir bei den Hausaufgaben geholfen und mich zum lachen gebracht. Nach fast einem Jahr Krankenhaus und Reha durfte mein Vater nach Hause, und es war die Hölle. Er war ein Pflegefall, meine Mutter, die sowieso schon viel um die Ohren hatte, musste sich nur um ihn kümmern. Er wurde durch einen Schlauch ernährt und sein Zimmer sah aus wie eine Intensivstation. Manchmal hat er es nicht bis aufs Klo geschafft und sowas... Meine Mum hat sich total für ihn aufgeopfert, sie hat mir so Leid getan. Während dieser ganzen Zeit war natürlich keiner meiner Eltern in der Lage arbeiten zu gehen und wir haben von Mums Erspartem gelebt, was mittlerweile aufgebraucht ist. Das alles ist schon eine Weile her, mein Vater ist jetzt wieder so weit in Ordnung, dass er wieder arbeiten gehen kann. Das Problem, er ist ein Messi und kaufsüchtig, was eine extrem schlechte Kombination ist. Nichts von seinem Geld kommt bei uns an, stattdessen pflanzt er Bäume und kauft sich Schamanenbücher, während ich mir keinen Schulausflug mehr leisten kann. Mein Bruder ist mittlerweile ausgezogen und ich drehe wirklich durch ohne ihn. Meine anderen großen Geschwister haben auch alle schon längst ihr eigenes Leben, bloß ich sterbe langsam, während mein Vater mit irgendwelchen Tussen schläft, und sich einen Dreck für mein Leben und meine Zukunft interessiert.

Und das alles ist ja leider nicht mein einziges Problem... Schule kommt auch noch dazu.

Ich hatte seit der Grundschule nur eine einzige Freundin, nennen wir sie L.. Es wahr schon immer eine schwere Freundschaft. L. ist egoistisch, besserwisserisch und interessiert sich nicht für mein Leben, beansprucht mich aber total für sich, obwohl sie außerhalb der Schule total viele Freunde und ein perfektes Leben hat. Deswegen waren wir beide immer die Außenseiter, keine Ahnung, woran das genau lag. Ich war zu schüchtern und zu wenig kämpferisch um mich ihr zu widersetzen und mich mit sonst wem anzufreunden. Außerdem war sie ein Genie darin, mir alles kaputt zu machen. Wir stritten uns ständig, immer gab ich irgendwann nach. Dann kamen wir ab der achten in verschieden Klassen.
In meiner Klasse freundete ich mich ein bisschen mit zwei Mädchen an, I. und H.. In der Pause durfte ich bei deren Freundinnen stehen, ich war zwar immer noch Außenseiter, durfte aber unsichtbar für die anderen daneben stehen. Bloß blöd, dass L. mir auch das kaputt machte, indem sie zu uns kam, und mich so von der Gruppe absonderte. Während der Schulzeit verstand ich mich trotzdem relativ gut mit den beiden Mädchen, außerhalb hatten wir so gut wie keinen Kontakt. Ich war schrecklich einsam, und hatte allgemein einen Hass auf diese Welt, Gesellschaft und so weiter.

Dieses Jahr ist H. im Schüleraustausch und ich und I. kamen uns näher. Obwohl I. das komplette Gegenteil von mir ist. Sie ist hübsch, Einzelkind, hat extrem reiche Eltern, wohnt mit ihnen in einer Villa, hat ein eigenes Pferd, bekommt quasi alles in den Hintern gesteckt. Ihre Eltern halten mich für assozial, verabscheuen mich. Als ich einmal bei Isa zu Hause war, behandelten sie mich unfair und verdächtigten mich soger ihnen was geklaut zu haben. Trotzdem wurden Isa und ich Freundinnen, zwar nur oberflächlich, aber wenigstens etwas.
Dann kam L. plötzlich nicht mehr zur Schule, keiner wusste was los war, als ich mit ihr telefonierte meinte sie immer nur sie wäre krank, aber ich wusste, das sie mich anlog. Mir war unsere 'Freundschaft' allerdings schon lange nichts mehr wert, also hakte ich nicht nach. Nach zwei Monaten merkte ich, dass ich scheinbar die einzige war die nicht bescheidwusste. Ich mekte, dass I. wusstte was los war, sie sagte sie hätte versprochen zu schweigen. Da stand ich halt ganz schön dumm da, ich als Ls 'beste Freundin' hatte keinen Schimmer was los war. Irgenwann erzählete mir I. alles. Scheinbar wurde L.in ihrer Klasse ein bisschen ausgegrenzt (kein Mobbing!) und deswegen ging sie jetzt nicht mehr zur Schule. Sämtliche Lehrer bemühten sich nun um sie und taten alle mögliche, bloß weil L's  Mutter sich bei der Schule beschwerte. Lena war eine gute Schauspielerin, sie nutzte den ganzen Wirbel um die Sache, die eigentlich nichts war, gnadenlos aus, und zog eine totale Show ab. Erst nachdem sie erreicht hatten, dass sie keine Referate mehr halten musste, damit sie nicht vor der 'bösen' Klasse sprechen muss, und sie besonders integriert wird, kam sie wieder zu Schule. Das alles machte mich wahnsinnig wütend, ich meine L hatte alles, wirklich alles, ein perfektes Leben, versaut mir sogar noch meine Freundschaften und nutzt alles mögliche zu ihren Gunsten aus.

Ich wurde schließlich mein Leben lang ausgegrenzt und ignoriert, sogar wegen meinen großen Brüsten (um die mich manche beneiden, die mich aber bloß ankotzen) und meinem Aussehen verspottet, ich habe weitaus größere Probleme, die aber keine interessieren. Ich war soooo sauer, wegen all dem, dass ich Isa meine Ritznarben präsentierte. Keine Ahnung wieso. Sie war geschockt und hat mir angeboten zuzuhören, falls ich jemandem zum reden brauche, mehr aber auch nicht. Das ist jetzt einige Monate her, und wir haben kein Wort mehr darüber verloren. Unser Beziehnung ist oberflächlich, die zu Lena kalt.
Ich fühle mich einfach furchtbar allein auf dieser Welt. Hannah schreibt Isa und sogar Lena ständig, mich scheint sie vergessen zu haben. Aber ich war ja schon immer unsichtbar und leicht zu ignorieren.
Allgemein bin ich so anders, als alle aus meiner Klasse. Ich hasse Mitläufer und Menschen die keine eigene Meinung haben, hasse mich selbst dafür, dass ich zu schüchtern bin um zu meiner Meinung zu stehen. Ich hab einen völlig anderen Musikgeschmack, besitze kein Handy, bin nicht auf sozialen Netzwerken tätig und gehe nicht auf Partys.
Früher hab ich Tagebuch geschrieben, aber nur wenn es mir richtig schlecht ging, hab da auch meine Selbstmordgedanken festgehalten. Jetzt hab ich Angst, dass meine Mutter das aus versehen liest. Ich möchte nicht, dass sie davon erfährt, außerdem hat sie selbst schon genug um die Ohren.
Ich hab keine Hobbys, hocke meist nur zuhause rum, nutze die Zeit aber nicht zum lernen, bin deswegen nicht besonders gut in der Schule...Es ist ein Teufelskreis, das alles. Wahrscheinlcih bräuchte ich Hilfe, aber ich vertraue niemandem so sehr, als dass ich ihm das alles anvertrauen könnte.
Ich weiß nicht wieso ich das alles geschrieben hab, es ist nur ein kleiner Teil von den tausend Gedanken die mir im Kopf rumschwirren, wenn ich allein bin (also quasi immer) oder mich nachts in den Schlaf weine.
Danke fürs lesen. Ein verlorenes Mädchen wartet auf Antwort.

Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde

Suche den Weg aus der Einsamkeit

Liebes LostGirl
Du fühlst dich verloren – die Situation zu Hause mit deinem Vater ist sehr schwierig und du vermisst deinen Bruder, in der Schule fühlst du dich ausgegrenzt – du fühlst dich alleine auf der Welt und unsichtbar.
In deinen Worten stecken auch viele Aggressionen und Wut – gegen deinen Vater, deine Freundinnen, gegen die Gesellschaft und gegen dich selbst. Einen Teil von deiner Wut lässt du an dir selbst aus, indem du dich verletzt. Versuche andere Wege, um deine Aggressionen und Gefühlen umzugehen. Lass zum Beispiel beim Sport so richtig Dampf ab, z.B. beim Joggen oder Radfahren. Du sagst auch, dass du keine Hobbies hast und nur zu Hause rumsitzt. Du könntest z.B. mit Tennis spielen oder Kickboxen anfangen, so hättest du ein Hobby und einen anderen Weg, um mit deinen Gefühlen umzugehen. Du hast früher Tagebuch geschrieben – damit könntest du auch wieder anfangen, wenn es dir gut tut und dir hilft, dir deine Sorgen von der Seele zu schreiben. Suche ein gutes Versteck, schliess es in eine Schublade ein oder trag das Tagebuch mit dir mit, damit es deine Mutter nicht findet. Wenn das Bedürfnis hoch kommt, dich selbst zu verletzen, versuche dann mal einen Gummi um dein Handgelenk zu legen und diesen fest spicken zu lassen. Das tut auch weh, aber es ist besser, als dich selbst zu verletzen und hinterlässt auch keine Narben.
In der Schule fühlst du dich als Aussenseiterin – die Freundschaften mit I. und H. sind oberflächlich und L. tut dir nicht gut. Du fühlst dich anders als die meisten Leute. Du erwähnst, dass du einen anderen Musikgeschmack hast. Hast du dir mal überlegt, Leute kennen zu lernen, welche die gleiche Musik hören wie du? Vielleicht könntest du mal zu einem Konzert von deiner Lieblingsband gehen oder über Internetforen in Kontakt mit Leuten kommen, die die gleiche Musik mögen und vielleicht auch ähnlich ticken wie du. Auch in einem Sportverein könntest du Leute kennen lernen, die ähnliche Interessen haben wie du. Hast du zu deinem Bruder noch Kontakt? Vielleicht könntest du ihn ab und zu anrufen und dich mit ihm treffen und dich mit ihm unterhalten. Er versteht wenigsten die Situation zu Hause mit deinem Vater. Versuche gegen deine Einsamkeit vorzugehen. Es ist nicht leicht, Leute anzusprechen und Leute kennen zu lernen, die einem passen und ähnliche Interessen haben, aber du kannst die Chancen erhöhen, indem du z.B. einem Verein beitrittst oder, wie gesagt, mal an ein Konzert ein Konzert einer deiner Lieblingsbands gehst.
Hinter deiner Wut stecken auch Trauer und Verzweiflung und du fühlst dich verloren. Dir geht es sehr schlecht – du verletzt dich selbst, hast Selbstmordgedanken, fühlst dich alleine und weinst dich in den Schlaf. Du merkst selbst, dass du Hilfe brauchst, und dann solltest du die auch in Anspruch nehmen. Wende dich an einen Psychologen oder an eine Psychologin. Suche dir jemanden, der dir sympathisch ist und mit dem du reden kannst. Dann fällt es dir auch leichter, dich zu öffnen. Vertrauen kommt auch nicht von heute auf morgen, das entsteht erst mit der Zeit, wenn du merkst, dass die andere Person es gut mit dir meint und dir helfen will. Ich denke eine Therapie könnte dir helfen, um mit deinen Problemen umzugehen und das, was dir passiert ist, z.B. die Ausgrenzungen und die Umstände mit deinem Vater, aufzuarbeiten und dir helfen, einen Weg aus der Einsamkeit zu finden.
Rebecca

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