Einsamkeit und Essprobleme
Hallo mein Name ist Selena und bin 18 Jahre alt. Ich weiß einfach nicht mehr weiter, ich könnte nur noch heulen. Dieses Jahr hat sich so vieles verändert. Durch den ganzen Schulstress bekam ich auch noch Essprobleme, ich hasse es einfach. Am liebsten würde ich nichts mehr essen, aber dafür dass ich einfach nichts mehr esse, habe ich es einmal zu gerne getan. Bin 167 cm groß und 48 kg schwer, was ich gar nicht glauben kann. Hatte schon einmal 68 kg, das habe ich in gut einem halben Jahr abgenommen. Und jetzt kann ich nicht mehr aufhören, nach fast jedem Essen habe ich ein schlechtes Gewissen und ich muss mich ständig wiegen. Das ist doch krank? Ich hasse mich oft dafür...
Ich fühle mich alleine, obwohl ich es nicht bin, verstehe mich super mit Mama. Nur mit meiner Schwester gibt es manchmal Streitereien. In meiner neuen Schule (Abendschule) bemühen sich die Leute sich mit mir anzufreunden, aber es fällt mir verdammt schwer sie an mich heranzulassen. ich will das alles gar nicht. Ich will nur in Ruhe gelassen werden, obwohl ich sie ziemlich nett finde... Das ist doch nicht mehr normal.
Liebe Grüße Selena
Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde
Wechselspiel zwischen Psyche und Körper
Liebe Selena
Im Moment machst du eine anstrengende Zeit durch. Viel Veränderungen, du stehst immer mehr auf eigenen Beinen, musst dich neu definieren und herausfinden, wo du hin willst im Leben. Nun bist du irgendwie in diese Nichtessenfalle hineingeschlittert. Vermutlich hat es dir ein gutes Gefühl gegeben, als die ersten Kilos runterpurzelten. Es gab dir ein Gefühl von Kontrolle über dich, von Erfolg, von Stolz, vielleicht gerade im Gegensatz zu den Veränderungen im Leben. So hast du begonnen dich aufs Essen, auf die Kilos und auf die Gefühle, die das mit sich bringt, zu konzentrieren. Und verlernt das Essen einfach zu geniessen. Wenn du so viel abgenommen hast in so kurzer Zeit, ist es nicht verwunderlich, dass dir nach Heulen zu Mute ist, dass du überfordert bist, wenn du auf neue Menschen triffst und dich einfach nicht mehr gut fühlst. Denn durch das Abnehmen bist du ausgezehrt und du hast keine Energie mehr. Das schlägt auf die Psyche. Vielleicht hast du dich aber auch schon vor dem ersten Abnehmen nicht gut gefühlt, das kommt jetzt nicht darauf an. Wichtig ist, dass sich das eine und das andere gegenseitig beeinflussen.
Damit du dich besser fühlst, musst du besser auf deinen Körper und dein Wohlbefinden achten. Sei also nett zu dir selber, in dem du Dinge tust, die dir gut tun. Musik, Bäder, Spaziergänge, genug Schlaf und achte vor allem auf eine gesunden und ausgewogene Ernährung. Nimm dir Zeit zum Essen und versuche es bewusst zu geniessen. Wenn du gesundes Essen ist, solltest du kein schlechtes Gewissen haben. Stelle eine Liste zusammen mit Dingen, die du an dir magst. Auch an einem Körper. Dein Körper hat ganz viele Einzelteile, nicht nur Bauch und Oberschenkel. Ergänze die Liste immer wieder, zum Beispiel auch wenn dir jemand ein Kompliment macht. Und treibe Sport. Sport gibt dir ein gutes Körpergefühl und tut der Seele gut. Gut dafür sind Sportarten wie Yoga oder Pilates, aber auch Tanzen. Hauptsache es macht dir Spass.
Liebe Selena, ich denke du hast mit deinen 48 Kilos eine Grenze erreicht und das auch selber erkannt. Wenn du das Gefühl hast, dass du es aber nicht selber schaffst, da wieder rauszukommen, dann melde dich bei einer Beratungsstelle. Denn die Folgen für den Körper, wenn er unternährt ist, sind nicht schön und können bis ans Lebensende andauern. Früher oder später würdest du es bereuen. Nimm also alle Kraft zusammen und geh das an.
Lieber Gruss, Kim