Erinnerungen an Missbrauch
Liebes kopfhochteam
Ich habe schon früher geschrieben, wegen der struturellen Dissoziation.
Ich brauche Hilfe!
Erstens kamen mit Erinnerung von Missbrauch. Ich weiss nocht durch wen oder wo, sondern nur dass er stattgefunden hat. Ich habe es zwei Freundinnen erzählt, welche mich stark unterstützen, doch ich weiss ich sollte es meiner Therapeutin darübersprechen,doch ich kann einfach nicht!
Dazu ist mir sehr oft schwindlig. Dreimal fiel ich sogar in Ohnmacht. Einmal musste sogar die Ambulanz kommen. Die Ärzte haben sehr viel abgeklärt und denken, dass es psychisch ist. Meine Therapeutin findet, dass ich grosse Fortschritte mache generell, aber dass diese dannach mit einem noch grösseren Rückschritt verbunden ist. Und dass es etwas in mir gibt das nicht gut zu mir ist. Was auch stimmt ein Teil von mir will mir nichts gönnen, findet dass ich schlecht bin etc. Und dass das zum Schwindel etc führt.
Doch ich kann das nicht zugeben. Hier anonym geht das schon, aber vor anderen Menschen kann ich das nicht zugeben!
Hätten Sie mir vielleicht einen Tipp, was ich tun könnte?
Ich halte mein Leben fast nicht mehr aus. Also ich bin nicht suizidal sondern ich würde mein Leben ändern, doch ich habe gemerkt, dass äussere Umstände nichts an meinem Zustand ändern würde, da es von mir selbst herkommt!
Liebe Grüsse
L
Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde
Versuche geduldig mit dir zu sein
Liebe L
Du befindest dich in einer sehr belastenden Situation – du erinnerst dich an einen Missbrauch, doch du weisst nicht, durch wen, wo und wann. Das ist sehr unheimlich und schwierig damit umzugehen. Schön, dass du dich vor deinen Freundinnen öffnen konntest und sie dich unterstützen. Es ist wichtig, dass du jemanden hast, mit dem du diese belastende Situation teilen kannst und dass du nicht alles mit dir alleine ausmachen musst. Das musstest du nämlich schon lange genug – diese Erinnerung war ja schon vorher unbewusst vorhanden und führt dazu, dass es dir schlecht geht. Für den Therapieerfolg wäre es auch wichtig, dass deine Therapeutin davon weiss. Aber das ist halt ein schwieriges Thema und es ist verständlich, dass es dir nicht leicht fällt, mit ihr darüber zu reden. Damit du es nicht ansprechen musst, könntest du ihr z.B. einen Brief schreiben, und ihr sagen, dass du nun weisst, dass ein Missbrauch stattgefunden hat, dass du aber grosse Mühe hast, darüber zu reden und ihr deshalb einen Brief geschrieben hast. Du müsstest auch nicht viel schreiben, nur so viel dass sie informiert ist. Denkst du das würde gehen?
Du hast wirklich grosse Fortschritte gemacht – du bist am Aufarbeiten, was in deiner Vergangenheit passiert ist und bist schon um einiges weitergekommen. Was da heraus kommt, ist aber sehr belastend und das merkt auch dein Körper – dir ist schwindelig und du fällst in Ohnmacht. Es ist gut möglich, dass dies psychisch ist und du merkst, dass ein Teil von dir nicht gut ist zu dir. Warum denkst du denn, dass du nicht zugeben kannst, dass du zu streng zu dir bist? Fällt es dir schwer, vor anderen Schwächen einzugestehen? Das ist auch niemals leicht. Du bist aber auf einem guten Weg, dass du selbst erkannt hast, dass du dir wenig gönnst und ein schlechtes Bild von dir hast. Du hast aber auch einige Baustellen in deinem Leben und es ist schwierig, an allen gleichzeitig zu arbeiten. Im Missbrauch liegt vermutlich ein Grund, weshalb es dir so schlecht geht und kein gutes Bild von dir hast. Und an dem arbeitest du bereits. Versuche daher auch etwas geduldiger mit dir zu sein. Es ist schon mal ein Schritt, dass du gemerkt hast, dass du dir nichts gönnst. Du musst das nun auch nicht gleicht allen erzählen und das von heute auf morgen zu ändern ist nicht möglich. Du hast viel durchgemacht und du bist bereits daran, etwas an deiner Situation zu ändern. Du gehst in Psychotherapie und arbeitest deine Vergangenheit auf. Und deine Vergangenheit bestimmt mit, was in dir vorgeht und wer du bist. Indem du deine Vergangenheit kennen lernst und lernst, wie du damit umgehen kannst, wirst du auch merken, dass sich dein Zustand ändert. Doch das braucht viel Zeit und Geduld. Gib dir diese Zeit auch. Versuche nicht zu viel von dir zu erwarten – du bist wirklich auf einem guten Weg, aber es geht halt nun mal so schnell vorwärts, wie es für dich möglich ist. Versuche, das als ein Schutz vor Überforderung zu sehen - wenn es schneller vorwärts gehen würde, könnte dein Körper und deine Psyche vielleicht gar nicht damit umgehen. Zum Weiterarbeiten ist es aber wichtig, dass du deine Therapeutin in deine Fortschritte einweihst. Nur so kann sie mit dir zusammen weiterarbeiten und dir helfen, mit den neuen Erkenntnissen umzugehen.
Rebecca