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Ich bin fast immer schlecht drauf

Hallo
Nun... mir geht es momentan nicht wirklich gut. Ich weiss, nicht was ich will oder wozu ich Lust habe. Ich bin einfach fast immer schlecht drauf.
Wann alles begann, weiss ich nicht, aber ein Auslöser war wahrscheinlich die Trennung meiner Eltern vor 10 Monaten. Sie stritten nie, aber merkten beide, dass sie sich völlig auseinandergelebt haben. Ein anderer Grund für die Trennung war, dass mein Vater eine Beziehung mit einer anderen Frau hatte. Nach diesem Vertrauensbruch meiner Mutter gegenüber zog mein Vater nach einer Paarberatung aus.
Heute, 10 Monate danach, hat mein Vater keine Beziehung mehr mit der anderen Frau, wohnt allein und hat z.T. psychische Probleme( in Richtung Depressionen).
Meine Mutter hat wieder einigermassen Fuss gefasst, ist jedoch immer noch psychisch labil und muss sich ihr Selbstvertrauen wieder aufbauen. Ihre Probleme bespricht sie mit ihren Freundinnen.
Ich selbst bin nun im 3. Jahr im Gymi, 17J alt. Meine schulischen Leistungen sind sinkend. Ich habe weder Motivation noch Lust für die Schule zu lernen. In der Schule fühle ich mich nicht wirklich wohl. Meine Mitschüler kennen nur etwas im Leben, nämlich wer die besten Schulnoten hat. Ich hingegen sehe die Schule anders: Mein Leben spielt sich in meiner Freizeit ab: Ich spiele mehrere Instrumente, leite mit in einem Jugendverein und mache gern Sport.
Durch diese Unterschiede und meine "Lebenserfahrungen" (Trennung,…) habe ich manchmal das Gefühl, reifer zu sein und dadurch missverstanden zu werden. Mit Mitschülern rede ich wenig über Persönliches. Wenige wissen, dass meine Eltern getrennt sind, einmal habe ich es nebenbei erwähnt als sie fragten, wo denn mein Vater an diesem Nachmittag sei. Kurzes Nicken, bedrücktes zu Boden sehen, das war die einzige Reaktion dafür.
Ausserhalb der Schule habe ich keine beste Freundin, mit der ich über alles reden kann, ich habe eigentlich niemandem von der Trennung erzählt. Warum weiss ich nicht. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das Wissen über die Trennung nicht von Nöten ist, um mit mir befreundet zu sein. Ausserdem hatte ich auch schon verletzende Erfahrung gemacht (Witze über die "Affäre" meines Vaters...).
Es weiss eigentlich niemand, wie ich mich fühle, denn ich rede mit niemandem darüber, wüsste auch nicht mit wem, denn die einzige Freundin, mit der ich einmal über die Trennung gesprochen habe, ist momentan in einem Sprachaufenthalt.
Und mit meiner Familie könnte ich nicht darüber sprechen. Schon lange vor der Trennung hatte ich immer das Gefühl, wir seien nicht wirklich eine Familie, sondern eher eine Wohngemeinschaft. (Man wohnt miteinander, kennt sich gegenseitig jedoch nicht allzu gut)
Aufgrund all dessen ging ich zur psychologischen Beratung (von mir aus) und hatte einige Sitzungen. Wir haben über die Trennung gesprochen, darüber, dass wahrscheinlich ein tieferer Grund hinter meiner Schulmüdigkeit stecken würde und dies nur zum Teil die Trennung sei.
Doch wirklich besser geht es mir nun nicht. Eigentlich eher schlechter, denn für die Schule mach ich eigentlich fast gar nichts mehr, meine ganzen Hobbies machen mir langsam auch keinen Spass mehr. Zudem schotte ich mach meinen Kollegen gegenüber eher ab.
Aber ich will nicht meine Zeit vertrödeln mit meinem Tief. Ich will wieder nach vorne sehen, etwas tun, was mir Spass macht.
Ein tiefer Wunsch wäre auch, dass ich mich endlich verlieben würde, denn ich war noch nie und hatte auch noch keine/n Beziehung/ Freund. Vielleicht würde mir dies wieder einen gewissen Halt geben.
Vielen Dank für eure Antwort im Voraus
lg n.

Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde

nicht alleine bleiben

Hallo N.
Ich finde es sehr eindrücklich, wie gut du beschreiben kannst, was in deinem Leben abläuft und wie du dich dabei fühlst. In deiner Situation erscheint es mir nicht erstaunlich, dass du dich niedergeschlagen fühlst und kaum mehr Lust hast, für die Schule etwas zu tun.
Es ist gut möglich, dass du reifer bist als deine MitschülerInnen, die denken, dass Schulnoten das Wichtigste im Leben wären. Du hast bestimmt mehr erlebt als sie und dir deshalb auch Gedanken gemacht, die deinen KollegInnen noch fremd sind. Von daher finde ich es sehr gut, dass du in eine psychologische Beratung gegangen bist, da du jemanden zum Reden brauchst, der dich auch verstehen kann. Und in deiner Situation finde ich es unbedingt nötig, dass du jemanden hast, dem du erzählen kannst, wie es dir geht.
Ich vermute, dass du diese Beratung zu früh beendest hast, insbesondere, da es dir nun wieder schlechter geht. Eine grosse Liebe täte dir sicher auch gut, aber solange du darauf wartest, ist es sicher sinnvoll, dass du erst einmal schaust, dass es dir wieder besser geht. Deshalb fände ich es sinnvoll, dass du die psychologische Beratung wieder aufnehmen würdest. Falls du da nicht hundertprozentig wohl bist, frage nach, ob du nicht zu jemand anderem gehen könntest. Wenn du Adressen brauchst, melde dich wieder bei mir.
An deiner Stelle würde ich auch versuchen, mit deiner besten Freundin, die ja im Sprachaufenthalt ist, Kontakt aufzunehmen. Ihr könnt euch ja emailen oder über Facebook oder Skype kontaktieren. Manchmal ist es sogar einfacher, über Persönliches zu reden, wenn man sich nicht sieht. Und dass man sich ihr anvertraurn kann, weisst du ja schon.
Also, liebe N., schau gut zu dir und hole dir dafür konkrete Hilfe. Du bist stärker als du denkst, solltest aber nicht das Gefühl haben, dass du mit deinen Problemen alleine fertig werden müsstest. Zusammen mit einem anderen Menschen, der dich versteht und dir zuhört, wird alles viel einfacher werden.
Liebe Grüsse

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