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Ich sehe wirklich den Sinn in meinem Leben nicht!

Hallo, wer auch immer das hier lesen wird.
Auch wenn das wahrscheinlich einer der klischeehaftesten Sätze ist, die es gibt, aber ich sehe wirklich den Sinn in meinem Leben nicht. Ich war noch nie glücklich in meinem Leben. Solange ich denken kann, geht alles schief. Fangen wir ganz von vorne an. Ich bin die zuletzt geborene von sechs Kindern. Ich bin ein Unfall, nicht gewollt. Meine Anwesenheit interessiert niemanden. Als ich geboren wurde, waren meine Eltern eigentlich schon viel zu alt um ein Kind zu haben, es ist wohl ein Wunder dass ich nicht irgendeine Behinderung habe. Ich bin fast wie ein Einzelkind aufgewachsen, da meine Geschwister schon ihre eigenen Leben hatten. Ich weiß nicht wie es ist, Eltern zu haben, die sich nicht hassen. Meine Mutter hat wirklich jeden Grund dazu, meinen Vater zu hassen, das würde jetzt aber etwas zu weit führen. Ich kann nicht im selben Raum mit ihm sein. Sobald er hereinkommt, entwickelt sich so ein Gefühl in mir, so als ob ich explodieren würde, wenn ich noch eine Sekunde länger in seiner Nähe wäre. Er hat mir nicht direkt etwas angetan, wie gesagt es ist kompliziert und schwer zu erklären. Als er ein Jahr lang im Krankenhaus war, war das wohl vergleichsweise die beste Zeit meines Lebens. Aber weiter im Text. Ich mag meine Mutter wirklich, ich bewundere, dass sie trotz aller Probleme jeden Morgen aufstehen und weiterleben kann. Ohne sie wäre ich nichts, noch weniger als ich jetzt bin und es macht mich wahnsinnig, dass ich sie viel zu früh verlieren werde, dass ich viel weniger Zeit mit ihr haben werde als meine Geschwister. Wenn es einen Grund gibt, dass ich mich in den letzten Jahren nicht umgebracht habe, dann ist sie es. Ich will ihr einfach nicht wehtun. Trotzdem weiß ich langsam nichtmehr, wie ich existieren soll. Mein Leben bricht immer mehr auseinander. Alles was ich versuche, endet in einem Desaster. Ich habe mit Dingen zu kämpfen, an die andere Leute in meinem Alter nicht mal in Traum denken würden.
Ich warte schon so lange darauf, dass es mal bergauf geht in meinem Leben, aber es tut es nicht. Und ich war schon immer schlecht darin zu kämpfen. Ich habe kein Selbstwertgefühl. Je öfter mir Dinge misslingen, desto mehr fühle ich mich darin bestätigt, dass ich ein Verlierer bin. In mir ist so eine unglaubliche Leere. Zwar drehen sich die Gedanken in meinem Kopf im Kreis und oft glaube ich mein Hirn wird ganz einfach explodieren, aber wenn ich dann versuche, mich irgendwie zu erklären, zu rechtfertigen warum es mir scheiße geht, warum ich es manchmal einfach nicht schaffe aus dem Bett zu kommen, geschweige denn in die Schule zu gehen, dann bin ich einfach nur leer. Ich versage in der Schule und selbst wenn ich das Abitur nächstes Jahr schaffen würde, was unwahrscheinlich ist, dann wäre ich trotzdem verloren, vielleicht sogar noch mehr. Was soll ich denn mit meinem Leben anstellen, wenn ich absolut nichts kann, wenn ich sogar Schwierigkeiten habe mir beim Bäcker was zu kaufen, weil ich einfach nicht mit Menschen reden kann, weil ich mich blamiere, egal was ich tue. Das Bild was meine Mitschüler von mir haben ist vermutlich ziemlich beschissen. Für sie bin ich komisch, ein bisschen Psycho. Gut zum lästern aber sonst einfach zu ignorieren. Die einzige Freundin die ich jemals hatte, ist weg, hat mich vergessen und auch meine Erinnerung an sie verschwindet bald. Ich habe niemanden, mit dem ich reden könnte. Meine Mutter würde nichts verstehen. Ich habe den allergrößten Teil der letzten Jahre vor ihr verheimlicht. Sie weiß nicht, dass ich keine Freunde habe, mich seit Jahren selbst verletze, immer wieder meinen Selbsmord plane und sogar schon einmal so knapp davor war, einen dieser Pläne in die Tat umzusetzen. Sie weiß nichts über mich, genauso wie der Rest meiner Familie. Ich habe schon einmal auf einer anderen Seite über meine Probleme und Selbstmordgedanken geschrieben, und ich hab gesagt bekommen, dass ich Dinge finden soll, die mir Spaß machen, für die es sich lohnt am Leben zu bleiben. Ich schwöre, ich hab wirklich versucht solche Dinge zu finden, aber da ist nichts, absolut nichts. Und ich habe keine Angst vor dem Tod, glaube, dass danach einfach alles aus ist. Dieses Nichts ist soviel besser als das Leben, was ich jetzt so dahin vegitiere. Es quält mich. Diese psychischen Schmerzen sind soviel schlimmer als die paar Schnitte, und sie kommen immer wieder. Egal wie sehr ich versuche meine verdammten unlösbaren Problem zu verdrängen. Das einzige was ich tue, ist so durch den Schultag zu wandern, wie ein Zombie, den Blick immer auf der Uhr, an mein Bett denkend, obwohl ich weiß, dass diese Müdigkeit nicht verschwinden wird, egal wie viele Stunden ich schlafe. Wenn ich nachhause komme verschwinde ich meinem Zimmer, Kopfhörer auf, Musik an, leg mich in mein Bett und wenn ich Glück habe schlafe ich ein. Wenn nicht, heule ich, stundenlang, betrinke mich halbwegs oder ritze mich. Früher hat Schreiben geholfen, aber mittlerweile geht das auch nichtmehr. Ich krieg keine vernünftigen zusammenhängenden Sätze mehr raus aus meinem Kopf. Und jedes Wort, dass ich schreibe, hat mit meinem Tod zu tun. Weil ich langsam einfach keinen anderen Ausweg sehe.
Tut mir leid, dass der Text so lang und konfus geworden ist. Ich erwarte auch keine logische Antwort darauf. Es gibt mir nur ein entfernt gutes Gefühl zu wissen, dass jemand meine Gedanken liest und vielleicht versucht mich zu verstehen, auch wenn ich mich selber nicht mehr verstehe. Danke, dass es diese Seite gibt.

Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde

Finde jemanden, mit dem du reden kannst!

Liebe Anja
Du hast wirklich bereits eine sehr intensive Geschichte erlebt bzw. erlebst du sie gerade. Und das kann ich sagen, obwohl ich erst einen winzigen Teil deiner Geschichte kenne. Du schreibst über viele schlimme psychische Schmerzen, die kaum ertragbar sind für dich. Und du schreibst auch über bestimmte deiner Verhaltensweisen, von denen du wünschtest, dass du sie nicht tun müsstest, aber nicht anders kannst (das Schneiden oder das Betrinken) oder über bestimmte Verhalten, die du dir wünschst, sie würden dir leichter fallen (z.B. beim Bäcker ein Brot kaufen).
Von Aussen her (wenn man so viel von dir weiss, wie ich es jetzt tue,) kann man dich recht gut verstehen. Und ich glaube auch, du verstehst dich eigentlich gut, auch wenn sich das gerade ganz anders - ja konfus sagst du - anfühlt. Ich nämlich finde, dass dein Text sehr verständlich und logisch geschrieben ist. Das ist eine grosse Stärke von dir: Du kannst dich sehr gut ausdrücken!
Du sagst, es gibt keine Lösungen für deine verdammten Probleme und ich glaube dir, dass sich das so anfühlt. In diesem Punkt widerspreche ich dir aber trotzdem: Ich bin überzeugt, dass es Lösungen gibt für dich und deine Situation! (Du solltest also deine Probleme nicht verdrängen, sondern ihnen auch Beachtung schenken. Gleichzeitig kann es aber auch in bestimmten Situationen hilfreich sein, dich abzulenken - also Probleme für eine bestimmte Zeit zu verdrängen -, um bestimmte Situationen ertragen zu können.) Das Ziel ist es, ein bisschen Klärung und Kontrolle über dein Leben zu bringen, damit dein Leben nicht auseinanderbricht und nicht in einem Desaster endet.
Nochmals zusammenfassend: Es gibt Lösungen für deine Probleme! Es ist manchmal einfach sehr schwierig, sie alle selbst zu finden und sie alleine umzusetzten, wenn man so mitten in einer sehr schwierigen Situation steckt! So ist es dir ja auch ergangen, als du im Internet um einen Ratschlag für den Umgang mit deinen Selbstmordgedanken gefragt hast. Der Ratschlag war eigentlich sehr gut, aber die Umsetzung alleine war praktisch nicht möglich. Deshalb rate ich dir, dass du dir eine externe Person suchst, die dich begleitet, dir zuhört, dich zu verstehen versucht und dir hilft, wie du dir selbst helfen kannst. Das heisst, ich empfehle dir eine Psychotherapie und die findest du zum Beispiel unter diesen Links:
Schweiz:http://www.psychotherapie.ch/content/d/thv/index.php?N1=Therapieplatzvermittlung
Deutschland:http://www.therapieplaetze.de
Österreich:http://www.psychotherapie.ch/content/d/thv/index.php?N1=Therapieplatzvermittlung
Ein Therapeut oder eine Therapeutin hat noch viele weitere Vorteile. Sie kommt von ganz extern und ist deshalb nicht eingebunden in die gleiche (oder ähnliche) schwierige Situation wie du (wie zum Beispiel deine Mutter). Das ist sehr hilfreich, weil sie deine Geschichte aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Zudem musst du dein Leiden nicht alleine aushalten, sondern kannst es bis zu einem gewissen Grad teilen.
Mit dieser Person kannst du alle Themen besprechen, die dich beschäftigen. Diese Person steht dir nicht nur bei bei der Auseinandersetzung mit dem Lebenssinn, sie hilft dir auch nach dem Sinn im Leben zu suchen und steht dir in den grössten Krisen bei. Sie spricht mit dir über Suizidgedanken und Suizidpläne und hilft dir grundsätzlich nach anderen Lösungsmöglichkeiten als den Suizid zu suchen. Und hilft dir auch auf andere Gedanken zu kommen, ausser den Gedanken über deine Mutter, weshalb du nicht sterben möchtest. Ich habe nämlich den Eindruck, es gibt noch andere "Teile" in dir, die leben möchten, abgesehen von den Überlegungen zu deiner Mutter. Du kannst in der Therapie auch die ganze komplexe Geschichte mit deinem Vater teilen, vielleicht noch mehr darüber verstehen und einen Umgang damit finden (das heisst, wie du am einfachsten mit der schwierigen Beziehung und diesen intensiven negativen Gefühlen - zum Beispiel das Gefühl zu explodieren - umgehen kannst).Du kannst in der Therapie lernen deine selbstverletzenden Verhalten durch andere Verhaltensweisen ersetzten, die dir auch helfen den Schmerz zu lindern, aber langfristig keine negativen Konsequenzen haben - ich meine damit, dass du dich ja wahrscheinlich auch lieber nicht Ritzen möchtest, weil das ja bestimmt weh tut und du ja immer etwas verstecken musst, aber trotzdem nicht anders kannst. Das Gleiche gilt für den Alkohol. Er schadet dir, aber du weisst keinen besseren Ausweg. Es gibt bessere Möglichkeiten, die du in der Therapie anschauen kannst. Du kannst in der Therapie auch über Ängste und Probleme in der Schule (so auch deine Sorgen, wie deine Mitschüler von dir denken und reden) und deine Ängste, dich in der Öffentlichkeit zu blamieren, reden. Vielleicht kannst du sogar ein neues Umfeld aufbauen, Freunde finden. Häufig ist es so, dass man sich selbst im Weg steht, weil man so Angst hat, dass etwas schief gehen könnte.
Noch etwas Kurzes zum Thema Sinn des Lebens/Unwissen, wie du existieren sollst/sich wie ein Zombie fühlen/"alles geht schief": Vieles ging/geht schief, aber nicht alles! Du hast viele Ressourcen. Zwei sehe ich hier ganz klar. Ich möchte nochmals betonen: Du kannst sehr gut schreiben und dich ausdrücken. (Falls es dir in der Therapie schwer fällt, dich durch Reden zu öffnen, kannst du auch etwas Geschriebenes mitnehmen.) Als weitere Ressource hast du deine Mutter als Vorbild und Inspiration.
(Du bist noch in Ausbildung und brauchst deshalb eine Therapie, die nichts kostet, und die zum Beispiel von der Krankenkasse übernommen wird. Sag das dem Therapeuten/der Therapeutin, wenn du dich meldest für einen Ersttermin. So musst du auch nicht deine Eltern fragen, ob du in Therapie gehen kannst. Vielleicht möchtest du das nicht.)
Ich wünsche dir viel Kraft,
Sophia

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