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Kein Antrieb

Ich schreibe, obwohl ich in therapeutischer und psychiatrischer Behandlung bin. Meine nächsten Termine habe ich am Dienstag - und im Moment scheint das noch so furchtbar weit weg.
Ich bin so unfassbar traurig. So unaushaltbar traurig. Ich bekomme seit einem halben Jahr ein Antidepressivum, doch im Moment scheint es nicht mehr zu wirken. Meine Familie ist im Urlaub, ich bin ganz alleine und habe die nächsten Tage nichts zu tun. Und auch keine Kontakte mehr, auf die ich zurückgreifen könnte.
Ich versuche mir selber etwas vorzunehmen. Ich könnte etwas Fahrradfahren oder sparzieren gehen oder auch alleine ins Kino gehen. Aber mir fehlt schon der Antrieb um aufzustehen und etwas trinken zu gehen.
Ich versuche mir mit meinem Lieblingsessen etwas Gutes zu tun, und hasse mich danach (ich habe seit einigen Jahren Magersucht). Warum greif ich auch grad aufs Essen zurück?! Ich versteh mich nicht.
Ich möchte mich nicht umbringen, aber wenn ich soo traurig bin (und ich könnte noch nicht mal DEN einen Grund dafür benennen) weiß ich kaum wie ich die nächsten Minuten/Stunden herumkriegen soll... Mir macht jede Stunde, die noch vor mir liegt, eine Heidenangst.
Das musste ich jetzt gerade einfach mal von der Seele schreiben. Ich weiß, dass Sie mir nicht mehr Hilfe bieten können als meine Therapeutin und meine Psychiaterin. Aber die sind JETZT nicht erreichbar. Und irgendwie muss ich alles loswerden.

Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde

Sei gut zu dir

Liebe Li
Es ist völlig ok, dass du uns geschrieben hast. Du bist ganz fest traurig und hast keinen Antrieb etwas zu machen. Das muss schlimm für dich sein... Nicht mal deine Eltern sind da um dich etwas ablenken zu können. Aber du bist auf dem richtigen Weg! Du nimmst dir Dinge vor, die du tun könntest. Das ist sehr gut! Versuch einen Plan zu machen, was du während den Ferien deiner Eltern machen könntest. Du kannst auch ganz kleine Dinge machen, z.B. den Müll rausbringen, dir etwas schönes anziehen, ein Heftchen lesen. Diesen Plan kannst du ja am Dienstag dann mit deiner Therapeutin besprechen. Ich weiss, es ist unglaublich schwierig diese Aktivitäten durchzuführen, wenn man sich so antriebslos fühlt. Aber bitte probier es trotzdem. Besprich die Medikation auch mit deiner Therapeutin, vielleicht helfen dir andere Mediakmente oder eine andere Dosis besser. Wenn du etwas von deinem Plan tatsächlich durchgeführt hast, darfst du ruhig stolz auf dich sein!!! Ich habe dir noch einen anderen Tipp. Du sagst, dass du alle deine Gefühle "loswerden" möchtest, das kann sehr befreiend wirken. Wenn du niemandem zu reden hast, dann schreib Tagebuch. Schreib alle deine Gefühle und Gedanken nieder. Versuch auch jeden Tag etwas in dein Tagebuch zu schreiben, dass du gut gemacht hast. Zum Beispiel: "Heute hatte ich die Kraft 10 Seiten zu lesen und darauf bin ich stolz". Ja und du sollst dir auch was Gutes tun. Das ist ganz wichtig. Wenn du gerne Einkaufen gehst, kannst du dir mal etwas tolles zum anziehen kaufen  oder dir deinen Lieblingsfilm ansehen. Mach eine Liste mit Dingen die du eigentlich gerne tust. Immer wenn du wieder einen ganz traurigen Moment hast, kannst du etwas von der Liste machen. Sei gut zu dir!! 
Laura

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