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Mein Vater ist Alkoholiker

Ich wohne bei meinem Vater. Er ist Alkoholiker und wird sehr verletzend mit Worten und Gegenständen. Dass er handgreiflich wird ist, für mich eigentlich kein Problem, aber was er sagt, macht mich psychisch total fertig.
Er gibt mir die Schuld am Tod meiner Mutter. Mein Halbbruder hat seit Jahren keinen Kontakt mit meinem Vater. Mein Vater verbietet mir, meinen Bruder oder meine Schwester zu sehen, wenn er manchmal erfährt, dass ich mich mit ihnen treffe oder schreibe, rastet er aus.
Mich kennen viele Leute. Ich sie komischerweise nicht immer. Ich bin nicht gerade beliebt. Ich kiffe, um meine Gedanken zu ertragen und auch einf mal glücklich zu sein. Ich lache immer, wenn ich unter Leuten bin, aber das ist bloss gespielt. Ich lache fast nie. Ich hab seit ein par Jahren keine Gefühle mehr, keine Liebe, keine Trauer, kein Glück, ich bin emotional los, ich mag nicht mehr leben.

Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde

Schau zu dir selber und achte auf Deine Bedürfnisse

Lieber Boris
Du bist zu Hause in einer sehr schwierigen und traurigen Situation und zwar schon seit langem. Das tut mir leid zu lesen. Viele Kinder von alkoholkranken Eltern berichten, dass die Aggressionen in Worten mehr schmerzen als die körperlichen Aggressionen der Eltern. Du bist nicht alleine damit.
Ich hoffe, Du weiss sehr genau, dass Du am Tod Deiner Mutter nicht schuld bist. Du warst 8 Jahre alt, egal was passiert ist, Du trägst keine Schuld daran. Doch dies vom eigenen Vater immer wieder zu hören, ist hart und greift Dich tief im Inneren an. Dein Vater hat ein Alkoholproblem, weil er zuviel trinkt. Weil er Alkohol kauft und sich entscheidet ihn zu trinken. Und nicht wegen Dir oder dem Tod Deiner Mutter. Und weil er Alkohol trinkt, wird er aggressiv. Nicht deinetwegen. Er ist alleine für sein Leben und sein Verhalten verantwortlich.
So wie Du für Dein Leben verantwortlich bist. Darum musst Du Dich schützen, bei verbaler und körperlicher Aggression. Kannst Du Deine Zimmertüre abschliessen? Auch wenn Du bis jetzt alles hart und tapfer ertragen hast, das musst Du nicht. Du kannst heute beschliessen, dass Du für Dein Recht, keine Gewalt zu erfahren, einstehst und Dich schützt. Dafür musst du selber nüchtern und klar sein, also anstatt mit kiffen ertragen, im vollen Bewusstsein deine Situation ändern.

Schau zu dir selber und achte auf Deine Bedürfnisse. Verfolge eigene Interessen und bestimme über dein Leben. Triff eigene Entscheidungen, das gibt auch wieder mehr Selbstvertrauen und Du lernst wieder zu lachen! Du hast das Recht, glücklich zu sein. Und Deinem Vater wird es nicht besser gehen und er wird auch nicht weniger trinken, wenn Du Dich fügst und bei ihm bleibst. Er muss und kann seine Probleme nur alleine in den Griff kriegen. Bis jetzt hast Du es auch geschafft, Dir diesen Freiraum zu nehmen, mach weiter so und sei stolz darauf!
Ich wünsche Dir noch viel Mut und Energie auf diesem Weg! Es ist so viel besser, als der Weg der Gefühlsleere und des Kiffens.
Liebe Grüsse, Mika

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