Meine Gedanken drehen sich nur ums Essen
Hallo
Mir geht es im Moment sehr schlecht und wieder einmal sitze ich nachts hier und kann nicht schlafen. Ich denke nach. Ich denke nach über meine Gedanken. Sie drehen sich fast nur noch ums Essen. Es macht mich verrückt, dass niemand mir mehr sagt, ich sei dünn, ich habe immer mehr Angst, zugenommen zu haben. Auch wenn ich für andere zu wenig esse, ist es für mich immer noch zu viel. Einerseits sehe ich, dass ich abgenommen habe, anderseits sehe ich mich fett...
Eigentlich sollte es mir egal sein. Angst vor dem Tod habe ich ja auch keine mehr, was solls, ob der Schmerz aufhört oder nicht. Ich habe es verdient, weil ich alles zerstöre... es ist alles egal und trotzdem möchte ich wissen ob ich mir das alles nur einbilde... ist es eine neue Art mich selbst zu verletzen?
Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde
wonach es dich eigentlich hungert
Hallo Lacrima
Es tut mir leid, dass du dich so schlecht fühlst. Nachts sieht alles dunkel und aussichtlos aus, so dass man meinen könnte, dass nichts Sinn macht. Ich möchte versuchen, mir deine Situation vorzustellen.
Aufgrund deinen Worten nehme ich an, dass du sehr dünn bist, aber riesige Angst davor hast, zuzunehmen, obwohl dir dein Umfeld mitteilt, dass du mehr essen solltest. Natürlich haben die Leute um dich herum Recht und du weisst es auch. Aber schon nur der Gedanke ans Essen löst bei dir das Gefühl aus, fett zu sein. Diese unterschiedlichen Wahrnehmungen machen dich noch einsamer. Ist es etwa so?
Ich habe eben ein gutes Buch gelesen, dass sich damit beschäftigt, warum Mädchen und Frauen so oft Mühe mit ihrem Aussehen haben. Das Buch ist von Anita Johnston und heisst: "Die Frau, die im Mondlicht ass." Schon der Titel passt gut zu deiner Situation. Nur, dass du im Mondlicht noch nicht isst, sondern nur ans Essen denkst. Ich kann dir das Buch sehr empfehlen!
Im Buch hat es verschiedene Geschichten, die dir helfen könnten zu verstehen, warum sich deine Gedanken die ganze Zeit um dein Körpergewicht und das Essen drehen. Ich vermute, dass dir die Kontrolle über dein Körpergewicht hilft, dich im Leben, so wie es momentan ist, zurecht zu finden. Versuche, dies zu akzeptieren und dich nicht auch noch herunterzumachen dafür. Dein Verlangen nach Kontrolle drückt sich im Moment darin aus, dass du dich dem Essen verweigerst. Es ist ok, dies zu realisieren und sich nicht schuldig zu fühlen deswegen.
Es ist wichtig, dass du Hilfe darin bekommst, zu merken, dass es auch andere Wege gibt, um im Leben nicht unterzugehen. Du bist nicht schwach oder minderwertig, wenn du deinen Hunger wahrnimmst. Vielleicht merkst du sogar, dass dein Hunger mit Geborgenheit und Wertschätzung gestillt werden könnte. Da du dies aber nicht erfährst - weder von dir selber noch von deinem Umfeld - weigerst du dich aus Frustration, deinen Körper zu ernähren.
Was du brauchst, ist professionelle Hilfe, d.h. eine Therapeutin, die mit dir zusammen herausfinden kann, wonach dich eigentlich hungert und wie es dir gelingen kann, diesen Hunger zu stillen. Wenn du Hilfe brauchst, jemanden zu finden, unterstütze ich dich gerne dabei. Melde dich einfach wieder, ok?
Ich denke an dich. Liebe Grüsse