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Mobbing - ich kann nicht mehr

Ich werd in der Schule schon seit dem Kindergarten gemobbt. Ich kann nicht mehr und weiss nicht was ich tun soll. Ich habe schon an selbstmord gedacht und auch schon versucht. Ich kann aber nicht mit meinem Klassenlehrer oder sonst jemandem reden ausser einer Lehrein die mir hilft.
Können sie mir bitte helfen?

Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde

Nicht gross darüber nachdenken, aber konkret handeln

Liebe Tina
Das tut mir leid zu lesen. Das Thema Mobbing begleitet Dich schon so lange und es gibt wohl Zeiten, in denen Du nichts anderes mehr wahrnimmst, als alles Negative, was Dir passiert. Ich bin froh, dass Du eine Lehrerin hast, die Dir hilft. Manchmal reicht es auch schon, dass man wenigstens 1 erwachsene Person in der Schule hat, an die man sich wenden kann. Habe bitte nie Angst, Dich immer wieder an diese gute Lehrerin zu wenden. Ich verstehe total, dass nicht alle Lehrer oder Klassenlehrer dazu geeignet sind. Manche machen die ganze Sache nur schlimmer. Wichtig ist, dass Du selber ins Handeln kommst und nach Personen Ausschau hälst, die Dich stärken. Es wäre wichtig, dass Du mit dieser Lehrerin auch ins Handeln kommst. Was könnt Ihr, was kann sie konkret gegen die Mobber oder für Dich machen. Trost alleine reicht nicht. Es geht ja eigentlich nicht einfach darum, für Dich da zu sein, sondern etwas gegen die Mobber zu tun. Jetzt, ganz aktuell. Egal, wie lange Du schon gemobbt wird. Jeder Tag kann ein Startschuss sein, dass sich etwas ändert.
Du schreibst, dass es Dir auch schon so schlecht gegangen ist, dass Selbstmord ein Thema war. Viele Menschen, die gemobbt werden, kennen das. Es ist die Sehnsucht, dass das Leben so wie es jetzt ist, stoppt. Das ist verständlich. In diesen ganz schwarzen Momenten sieht man dafür kaum eine andere Lösung oder mag einfach nicht mehr kämpfen. Doch es gibt andere Weg, um das Leben, so wie es jetzt ist, zu stoppen beziehungsweise zu ändern. Leider passiert das immer nur Schrittchen für Schrittchen und man muss sich kräftig zusammenreissen, um zu sehen, dass es auch gute Sachen im Leben gibt. Wenn man zu lange in dem dunklen Sumpf war, ist es fast so, als hätte man sich schon so daran gewöhnt, dass man wirklich kämpfen und trainieren muss, um wieder ein bisschen Glück zu erleben. Ich schreibe "trainieren", weil es sich genau so anfühlt. Man muss trainieren und üben, in ganz kleinen Schritten, manchmal mit Hilfe, manchmal alleine, dass man nicht mehr nur das Negative an sich ranlässt, sondern das Negative ignoriert und sich selbstbestimmt das Positive im Leben nimmt. Denn Du hast alles Recht der Welt darauf, alles Positive oder mindestens einigermassen Neutrale aufzusaugen und für Dich zu nutzen. Da bist Du niemandem, gar niemandem etwas schuldig. Einfach weil Du Du bist, hast Du das Recht darauf. Wie jeder andere Mensch auch. Aber Du musst Dein Leben in die Hand nehmen und es Dir holen. Jedes kleine bisschen. Egal, ob ein paar Minuten oder ein paar Stunden: tu Dinge, die Dir gut tun. Umgib Dich mit Menschen, die Dir gut tun. Stärke Dich selber und ignorier und vermeide alles, was Dir ein schlechtes Gefühl gibt (natürlich nicht Dinge wie Arztbesuche oder Prüfungen, aber alles andere...). Du darfst das wirklich.
Wie kannst Du das üben? Schreib mal alles auf, was Du in der Schule seit dem Kindergarten Gutes erlebt hast. Vielleicht kommt Dir im ersten Moment nichts in den Sinn. Ist okay. Wenn nur schon etwas klitzekleines steht, das Du schon fast lächerlich findest, ist das ein Anfang. Ein erster Schritt. Dann lass das Blatt Papier mal ein bisschen in Deinem Zimmer rumliegen, Dein Gehirn wird weiter darüber nachdenken und es werden mehr Sachen hervorkommen. Mach am Abend das gleiche mit dem erlebten Tag. Schreib auf, von Hand, was sich heute gut oder mindestens neutral angefühlt hat. Und wenn es nur das Glück war, dass der Apfel nicht mehlig geschmeckt hat. Es ist ein Training. Und wenn man etwas trainiert, beginnt man ganz klein. Mit der Zeit wird sich Dein Blick fürs Positive mehr und mehr schärfen. Es wird sich natürlicher anfühlen und Du das Negative wird kleiner werden in Deiner Wahrnehmung. Es hat viel mit Konzentration zu tun. Eine Konzentrationsübung, um das Gute wahrzunehmen und das Schlechte beiseite zu schieben. Denn das Nachdenken über das Schlechte, dem Negativen Raum zu geben in Deinen Gefühlen, macht es nicht besser. Sei streng mit Dir und verschwende keine Gedanken ans Mobbing und die Mobber. Ausser Du kommst ins Handeln, das heisst, Du setzt Dich in der Klasse um; läufst in eine andere Richtung, wenn die auftauchen; tust Dich in den Pausen mit anderen zusammen, um geschützter zu sein; sprichst mit dieser einen Lehrerin etc. Handeln ja, Nachdenken und runterziehen nein.
Bitte überlege Dir zu einer psychologischen Fachperson zu gehen. Selbstmordgedanken sind nachvollziehbar und verbreitet, doch man muss es nicht aushalten, sondern kann etwas dagegen tun. Du hast das Recht darauf, etwas für Deine psychische Gesundheit zu tun. Denn ich nehme an, wenn Du körperlich krank bist, gehst Du auch zum Arzt.
Ich wünsche Dir noch ganz viel Kraft und Mut und hoffe, dass Du das Training sofort beginnst.
Liebe Grüsse, Mika

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