Mutter bezeichnet mich als dick
Hallo
Ich bin 16w. Meine Mutter sagt mir immer, dass ich dick und unsportlich sei. Nun ich bin 169cm und 64kg schwer. Ich weiss, dass ich nicht dünn bin, vorallem nicht so dünn wie sie (meine Mutter). Doch nach dem BMI bin ich im Normalgewicht. Ich möchte bald noch einen Kampfsport anfangen, doch ich habe fast keine Zeit. (Bin in der Kanti und mache sonst sehr vieles neben der Schule, Theater, schreiben, Pfadi etc.)
Ich habe Angst, dass ich in eine Essstörung hineinrutsche. Ich habe sonst auch sehr viele Probleme (ich habe schon einmal geschrieben wegen der strukturellen Dissoziation) Und immer wenn ich meiner Mutter sage, dass es mich stört, dass sie mich als dick bezeichnet, bestreitet sie das jemals gesagt zu haben und verdreht mir die Wörter im Mund, damit danach ich die blöde bin.
Ich halte das fast nicht mehr aus! Ich habe mir auch schon überlegt zu meinem Vater eine Weile zugehen (meine Eltern sind getrennt) doch 1. das würde meine Mutter nicht aushalten 2. ich habe immer wieder Momente, in denen ich panische Angst vor meinem Vater habe.
Eigentlich möchte ich abnehmen, aber habe Angst, dass ich in eine Essstörung hineinrutsche... Ich halte es fast nicht mehr aus.
Was kann ich tun? Wie soll ich mit meiner Mutter umgehen?
Vielen Dank für die letzte Antwort und im Voraus schon für diese :)
Alija
Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde
Du bist absolut normalgewichtig!
Liebe Alija
Dass dich deine Mutter als dick bezeichnet ist total ungerechtfertigt, denn mit einem BMI von 22.4 liegst du absolut im grünen Bereich mit deinem Gewicht. Lass dir also nicht einreden, dass du dick bist, denn es stimmt schlichtweg nicht! Es macht es aber nicht leicht, ein gutes Körpergefühl zu entwickeln, wenn dich die eigene Mutter als dick bezeichnet und dies daraufhin abstreitet. Es ist verständlich, dass du dies kaum aushältst!! Da es nichts bringt, mit deiner Mutter darüber zu reden, da sie dir nur die Worte im Mund verdreht, hast du dir mal überlegt, ihr einen Brief zu schreiben? Du könntest darin schildern, wie sehr es dich verletzt, dass sie dich als dick bezeichnet und dass du Angst davor hast, eine Essstörung zu entwickeln, wenn sich so viel um dein Körpergewicht dreht. Drücke deine Gefühle darin aus. Vielleicht kommt dies bei ihr eher an, wenn sie es schriftlich hat. Falls sich nichts bessert, versuche eine Mauer aufzubauen und nicht hinzuhören, wenn sie dich als dick und unsportlich bezeichnet. Das ist nicht leicht, denn so Aussagen sind sehr verletzend und nagen am Selbstwert. Aber du weisst, dass du normalgewichtig bist und ihre Aussage ungerechtfertigt ist. Erinnere dich immer wieder daran, dass du weit von Übergewicht entfernt bist. Es haben nicht alle Menschen die gleiche Figur und es ist völlig okay, dass du nicht so dünn bist wie deine Mutter.
Ab und zu mal wegzugehen und dich vom Einfluss deiner Mutter zu entziehen klingt nach einem guten Plan. Aber weisst du denn, warum du diese Angst vor deinem Vater hast? Gibt es sonst noch andere Leute in deiner Verwandtschaft (oder auch Freundinnen), bei denen du ab und zu übernachten könntest, wenn du es bei deiner Mutter nicht mehr aushältst?
Es ist toll, dass du so viele Hobbies hast! Neben all diesen Aktivitäten und der Schule wird es natürlich schwierig, auch noch Sport einzubauen. Du könntest dir einen Wochenplan erstellen, in welchem du genau aufschreibst, was du wann machst (Hobbies, Schule, Hausaufgaben, für Prüfungen lernen etc.) und so könntest du schauen, ob doch noch Platz für etwas Sport ist oder ob du Sport anstelle eines anderen Hobbies machen willst. Sport ist ein guter Ausgleich und auch gut für den Selbstwert. Aber du bist auch schon sehr aktiv und z.B. in der Pfadi ist man ja auch viel draussen an der frischen Luft und in Bewegung. Was du auch noch machen könntest, wenn du für Sport keine Zeit findest, ist Sport verstärkt in den Alltag zu integrieren. Nimm das Fahrrad oder geh zu Fuss wenn immer möglich, lauf die Treppe hoch, anstatt dass du den Lift oder die Rolltreppe nimmst. Dies braucht kaum mehr Zeit und die Wirkung ist trotzdem nicht zu unterschätzen.
Es ist gut, dass du bemerkst, dass du evtl. in eine Essstörung rutschen könntest, denn so kannst du aktiv dagegen wirken. Willst du wirklich abnehmen, oder ist dies etwas, das dir deine Mutter in den Kopf gesetzt hat, durch ihre Bemerkungen wegen deines Körpers? Versuche das auseinander zu halten. Wenn du dich aber wirklich unwohl fühlst und etwas abnehmen willst, versuche trotzdem ausgewogen und vielseitig zu essen. Nimm 5 Mahlzeiten zu dir: 3 Hauptmahlzeiten (morgens, mittags und abends) und zwei kleine Zwischenmahlzeiten (z.B. Früchte oder Getreiderigel). Regelmässige Mahlzeiten sind wichtig, damit der Blutzuckerspiegel nicht abfällt und du nicht in ein Loch fällst und Heisshunger kriegst. Iss ausgewogen, d.h. Gemüse und Früchte, Eiweisse, Kohlenhydrate und Fette, denn eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist sehr wichtig, auch dass man leistungsfähig bleibt. Du kannst ungesunde Lebensmittel reduzieren – aber verbiete dir nichts. Es ist völlig okay, sich ab und zu etwas „Ungesundes“ zu gönnen. Denn wenn man sich etwas verbietet, steigt die Lust darauf extrem und man kann Heisshungerattacken kriegen. Wenn du dich wirklich daran hältst, regelmässig, ausgewogen und gesund zu essen, wirst du auch keine Essstörung entwickeln. Sobald du aber anfängst, Mahlzeiten auszulassen oder gewissen Nahrungsmittel (z.B. solche mit vielen Kalorien) nicht mehr zu essen, bewegt sich das Essverhalten in eine problematische Richtung. Versuche das also zu vermeiden. Aber dagegen, dass du gesünder und bewusster isst, spricht eigentlich nichts. Durch eine gesunde Ernährung und etwas mehr Bewegung verbessert sich auch das Körpergefühl.
Du kannst gerne jederzeit wieder schreiben, wenn du eine Frage oder ein Anliegen hast.
Rebecca