Mutter macht ihre Probleme zu meinen
Hallo
Meine Mutter ist depressiv. Schon lange. Eigentlich geht es uns finanziell gut, da aber mein älterer Bruder und ich studieren möchten, wird uns jetzt immer mehr aufgezeigt wie viel wir unsere eltern kosten, vor allem durch meine Mutter, mein Vater hält sich da raus. Auch wenns meiner Mutter schlecht geht, bin irgendwie immer ich schuld. Ich weiss eigentlich, dass es nicht so ist, aber je länger das geht, desto mehr Gedanken mache ich mir. Ausserdem haben meine Eltern ziemliche Probleme in ihrer Beziehung. Mein Vater spricht nicht darüber aber meine Mutter erzählt mir immer mehr Details die ich gar nicht wissen möchte, auch aus ihrem Sexualleben. Wenn ich sie aber nicht erzählen lasse, wird sie wütend und meint sie sei mir egal. Wie komme ich aus diesem Teufelskreis heraus und was kann ich tun, damit meine Mutter mich nicht zu sehr mit ihren Problemen belastet? Ich möchte wieklich nichts über ihre selbstmordgedanken wissen, was auch schon vorkam.
Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde
Erklär ihr, dass sie deine Privatsphäre und deinen Raum akzeptieren soll
Liebe Mimi
Dass dich deine Mutter für ihre Probleme verantwortlich macht, ist wirklich unfair! Genauso unfair ist es, wie sie dich in ihre Probleme mit reinzieht. Es ist gut, dass du erkennst, dass du nicht schuld bist, wie es deiner Mutter geht. Aber ich kann verstehen, dass wenn du es dir immer anhören musst, dich das trotzdem sehr fest belastet. Manchmal kann man wissen, dass etwas nicht stimmt, wenn man aber immer das Gegenteil hört, fängt man es doch ein bisschen an zu glauben. Damit du dir nicht die falschen Gedanken einreden lässt, musst du mit Leuten reden, die dich unterstützen! Dass du uns geschrieben hast, ist ein super Anfang, denn ich sage dir gerne, dass du keine Schuld an den Beziehungsproblemen und den Depressionen deiner Mutter hast und sie ihre Probleme nicht zu deinen machen soll.
Finde noch weitere Leute, die dir das sagen und auf deiner Seite sind. Rede mit ihnen über deine Situation. Es ist schwierig, sich von der eigenen Mutter zu distanzieren und sich zu sagen, dass man ihre Probleme nicht lösen kann und will. Dies ist aber wirklich nicht deine Aufgabe, du bist das Kind, sie ist die Mutter, sie müsste für dich sorgen und nicht umgekehrt. Wenn sie wegen ihrer Probleme nicht für dich sorgen kann, braucht es seine Zeit, das zu akzeptieren. Dass du für sie sorgen müsstest, musst du aber nie akzeptieren. Es ist gut, wenn du respektvoll ihr gegenüber bleiben kannst. Aber ich rate dir an, ihr in einem Moment, wo sie dir einigermassen stabil erscheint und du dich ruhig mit dir hinsetzen kannst, zu erklären, dass sie auch deine Privatsphäre respektieren soll. Dazu gehört auch, dass sie dich nicht in ihre Beziehungsprobleme mit einbezieht. Mach ihr klar, dass du ihre Tochter und nicht ihre Freundin bist. Dass du sie als ihre Tochter sehr wohl lieb hast und sie dir überhaupt nicht egal ist. Dass du aber nicht über ihre Intimsphäre informiert werden willst, weil du nie neutral dazu stehen wirst, da die andere Person dieser Geschichten dein Vater ist und du keine Partei ergreifen willst.
Mach ihr klar, warum du nichts über ihre Probleme wissen willst. Erkläre ihr deine Gefühle dazu. Du kannst ihr z.B. sagen, dass du keine Verantwortung für sie übernehmen kannst und willst und du das Gefühl hast, wenn sie dir ihre Ängste anvertraut, du dich nicht in der Lage fühlst, das aufzufangen. Das ist nicht deine Aufgabe als Tochter.
Ich wünsche dir viel Kraft,
Claire