
Vater trinkt jeden Tag
Mein Vater trinkt seit ich denken kann jeden Tag Bier. Manchmal ist es nur eine Flasche nach der Arbeit, oft allerdings mehr. Am Wochenende oder an Feiern artet es oft aus. Er hat während des Schlafens Atemaussetzer und meine Mutter und ich machen uns Sorgen um ihn und seine Gesundheit.
Er hat hauptsächlich Freunde, die ähnlich viel Bier trinken. Wenn er Freunden helfen soll oder eine Feier ansteht, ist er immer sofort zur Stelle und für alles zu haben. Für Familienangelegenheiten oder eigene Hobbies oder so ist er nur sehr schwer zu begeistern und haben keine Priorität. die Beziehung zu meiner Mama leidet sehr darunter. Sie weiß so langsam nicht mehr weiter und überlegt, ob sie eine Pause einlegen soll oder sich trennen soll. Sie sagt, sie entwickelt sich weiter und er bleibt irgendwie stehen. Was kann ich tun, um meinen Vater zur Vernunft zu bringen? Ich weiß, nur er kann etwas an der Situation ändern. Ich weiß nur nicht, ob ihm der Ernst der Lage überhaupt bewusst ist... Soll ich ihm einen Brief schreiben?
Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde
Welche Veränderungen braucht ihr?
Liebe Flo
Es ist verständlich, dass dich die Situation mit deinem Vater belastet. Sein Alkoholkonsum begleitet dich schon lange und du siehst, wie sehr er seine Gesundheit und eure Familie beeinflusst. Du wünschst dir, dass er erkennt, was sein Verhalten anrichtet, doch das liegt letztlich bei ihm.
Ein Brief kann eine gute Möglichkeit sein, deine Gedanken in Ruhe zu formulieren. So kannst du ihm deine Sorgen mitteilen, ohne dass er sofort in die Verteidigung geht. Versuche, in „Ich-Botschaften“ zu schreiben, also nicht vorwurfsvoll, sondern aus deiner Perspektive: Was beobachtest du? Was macht es mit dir? Vielleicht hilft es, ihn konkret auf seine Atemaussetzer anzusprechen – manchmal nimmt man körperliche Warnsignale eher ernst.
Dass er für Freunde oder Feiern immer verfügbar ist, aber sich in der Familie zurückzieht, kommt bei Menschen, die viel trinken, oft vor. Alkohol ist oft ein Weg, sich nicht mit schwierigen Themen auseinanderzusetzen. Deine Mutter scheint langsam an ihre Grenzen zu kommen. Vielleicht könnt ihr gemeinsam überlegen, was ihr braucht und welche Veränderungen möglich sind – unabhängig davon, ob dein Vater sich ändert oder nicht.
Du kannst ihn nicht zwingen, sein Verhalten zu reflektieren. Aber du kannst für dich sorgen und überlegen, wie du mit der Situation umgehen willst. Es gibt Suchtberatungsstellen, die euch vielleicht unterstützen können. Vielleicht könnt ihr auch Familie und Freunde von deinem Vater aktivieren? Ihr müsst das nicht allein tragen.
Ich wünsche euch alles Gute!
Liebe Grüsse, Mika