
Zwei Stimmen
Ich hab schon mal geschrieben aber es geht mir immer noch schlecht. Ich bin in letzter Zeit zur Schulsozialarbeit gegangen ohne das meine Mutter es weiss. Ich bin depressiv seit ich in der 5ten bin, zuerst dachte ich das es einfach normal ist die ganze Zeit zu heulen, ich dachte ich bin einfach traurig. So dachte ich bis ich Suizidgedanken bekam, ich dachte ich sei einfach komisch und sollte mehr positiv sein, doch ich wurde gemmobt. Es hat in der 6ten gestoppt weil ich meine erste Freundin bekam und wir sind heute noch Freunde. Doch jetzt bin ich in der 7ten und ich bekomme sie wieder, ich habe meiner Mutter gesagt das seit der 5ten Klasse Rückenschmerzen habe und sie spielt es auf mich ab. Ihr Motto ist "Ich habe immer das Recht egal was!", ich denke das ist Unsinn und spiele dagegen, niemand hat immer Recht. Heute ist Samstag und ich bin nach einer langen Schulwoche daheim und habe für den Muttertag eine schöne Karte gebastelt, da kommt meine Grossmutter und will mit mir laufen gehen, ich sage nein ,weil ich total erschöpft bin und mich dann umziehen und alles andere machen müsste. Ich weiss das klingt als würde ich es hassen raus zu gehen aber ich mag es. Nur dieses eine Mal will ich nicht. Dann will meine Mutter das ich mit ihr in die Stadt gehe und ich sage nein, weil ich nicht einfach nein sagen will sage ich das ich Rückenscherzen habe, müde bin kaputt bin und Hausaufgaben machen muss da ich Tests habe. Sie sagt "Das ist deine Schuld, du sitzt falsch du bist immer im Zimmer ( Ich lese und mache Hausaufgaben und ich kann nichts für die! ) du bist ein bisschen faul". Ich sage darauf "Mama, ich gehe jeden Tag in die Schule ich habe drei mal pro Woche Sport alle zwei Wochen Reitunterricht und ich mache schon genug Rumgeturne in der Pause". Ich weiss nicht wieso aber was sie gesagt hat machte mich traurig und als sie ging bin ich einfach auf meinem Bürostuhl zusammengesackt gesessen und habe geheult. Sie bemerkt es nie wenn es mir schlecht geht ,wenn ich heule oder wenn ich einen schlechten Tag in der Schule gehabt habe, sie sagt aber das sie alles bemerkt. Auch dieses mal habe ich es versteckt ,weil sie sich selbst die Schuld geben würde und ich will das nicht. Wenn ich weine dann habe ich eine dumme Angewohnheit, ich rede mit mir selber. Es ist wie als würden zwei Personen auf einander einreden, es ist schlimm die eine Person bin ich und sage alles wird gut und ich darf keine Suizidgedanken haben, die andere sagt das ich scheisse bin und das ich an allem Schuld habe. Die zweite ist immer stärker und dann breche ich innerlich und äusserlich zusammen. Ich will nicht mehr, ich mag nicht mehr und ich kann auch nicht mehr, ich will einfach das es endet. Ich hab den Eintrag "Zu lang und schon zu viel" geschrieben und ich will ihn nicht mehr wiederhohlen. Ich will einfach sterben ich kann nicht mehr. Ich fühle mich lehr und nicht sicher zu Hause, ich fühle mich nirgends sicher und ich kann nur noch lügen und sagen mir geht es gut. Es geht mir nie gut nur wenn ich am Handy bin welches meine Mutter kontrolliert. Wenn ich lese geht es mir besser aber meine Mutter will nicht das ich in meinem Zimmer bleibe. Wenn ich rausgehe denke ich das die anderen Leute mich ansehen und komisch finden ich mag nicht mehr. Ich finde mich nicht schön ich hasse wie ich aussehe ich hasse as an mir selber. Ich hab meinen Freunden den Einrag gezeigt aber sie haben den Satz "Ich wollte mich umbringen" wohl 'übersehen'. Ich weiss nicht ob ich depressiv bin ich will es nicht wissen aber ich will es dann doch. Ich kann nichts machen, meine Hände sind gebunden, weil ich nicht meiner Mutter zeigen kann. Sie ist Doktor gewesen und spielt jede Ahnung von mir das ich etwas haben könnte einfach als Illusion ab. Ich weiss nicht mehr ,bitte helft mir. Es tut mir sehr leid für den langen Text ich wollte ihn kurz halten aber er ist trotzdem so lange wie der letzte. Dankeschön fürs lesen.
Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde
Du darfst Hilfe holen
Liebe Nathalina
Danke, dass du dich wieder gemeldet hast. Es berührt sehr, wie offen du von deinem Schmerz erzählst. Du kämpfst seit Jahren mit so vielen schwierigen Gefühlen und trotzdem hast du die Kraft gefunden, dir Hilfe zu suchen. Bei der Schulsozialarbeit, bei deinen Freunden und jetzt wieder bei uns. Das zeigt, dass in dir auch ein Teil ist, der leben will, auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt.
Du beschreibst, wie deine Mutter dich nicht ernst nimmt. Weder mit Rückenschmerzen noch mit deiner Erschöpfung. Und wie weh es tut, wenn sie Dinge sagt wie „du bist faul“, obwohl du dich im Alltag sehr bemühst. Es ist absolut verständlich, dass dich das traurig macht. Du hast das Recht, ernst genommen zu werden. Gerade in deinem eigenen Zuhause. Dass du es oft versteckst, wenn du weinst, zeigt, wie wenig Raum es für deine Gefühle gibt. Das ist nicht deine Schuld.
Auch was du über deine Gedanken erzählst, diesen inneren Streit zwischen der Stimme, die dich trösten will, und der, die dich fertig macht, ist sehr eindrücklich. Es zeigt, wie tief der Schmerz sitzt. Aber auch, dass ein Teil in dir da ist, der dich schützen möchte. Vielleicht kannst du diesen Teil mit Unterstützung stärken. Du solltest das nicht alleine tragen müssen.
Dass du trotz allem eine Karte für den Muttertag bastelst, zeigt, wie viel dir eigentlich an Verbindung liegt. Auch wenn du dich gleichzeitig so allein fühlst. Es ist kein Widerspruch, wenn man jemanden liebt und sich trotzdem verletzt fühlt. Und es ist kein Versagen, wenn du sagst: „Ich mag nicht mehr.“
Bitte bleib nicht allein mit diesen Gedanken. Es gibt Menschen, die dir glauben, die zuhören und helfen. Auch wenn deine Mutter es (noch) nicht kann. Sprich weiter mit der Schulsozialarbeit. Wenn du dich wieder so leer fühlst oder Suizidgedanken hast, dann bitte ich dich: Hol dir sofort Hilfe. Du kannst jederzeit bei der Dargebotenen Hand (Tel. 143) anrufen: sie sind anonym, hören zu und nehmen dich ernst. Auch ohne deine Mutter. Du darfst auch in einem Notfall in die Kinderpsychiatrie gehen, wenn es ganz schlimm wird. Das ist kein Versagen, das ist Mut.
Du darfst Hilfe annehmen. Du darfst leben. Und du bist nicht allein.
Alles Gute, Mika