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Traurig sein wollen

Ist es normal immer traurig sein zu wollen?

Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde

Traurig sein wollen

Liebe Christa
Erst einmal möchte ich klarstellen, dass traurig sein nichts Negatives an sich sein muss und man auch ruhig mal traurig sein darf.Immertraurig sein zu wollen ist jedoch etwas anderes als einfach nurmanchmaltraurig zu sein. Immer traurig sein zu wollen ist ein weit verbreitetes Phänomen und wird auch "Angst vor dem Glücklichsein" genannt. Vielen Menschen haben Angst davor, dass wenn ihnen etwas Gutes widerfährt, ihnen dies gleich wieder genommen wird und ihre Freude somit rasch wieder vergeht. Man würde sich also eigentlich über etwas Schönes, Gutes freuen, hat aber grosse Angst davor, was passiert, wenn einem dieses Schöne und Gute wieder genommen wird. Man hat also Angst davor, dass man nach dem Verlust dieses Schönem und Gutem trauriger ist, als wenn einem in erster Linie gar nichts Gutes oder Schönes widerfährt. 
Man kann sich das so vorstellen, dass man, wenn man traurig ist, sich ein einem kleinen, dunklen Bergtal befindet. Passiert einem nun etwas Schönes und Positives, trägt mich dieses tolle Gefühl hoch bis auf die Bergspitze. Dort oben scheint die Sonne, ich habe eine tolle Aussicht und fühle mich super. Wird mir dieses tolle Gefühl nun aber genommen, sacke ich wieder ab ins nächste, dunkle Bergtal. Nicht nur befinde ich mich also wieder in einem Bergtal mit viel Schatten und wenig Licht, sondern ich vermisse zusätzlich noch die Sonne und die tolle Aussicht, die ich auf der Bergspitze doch so geschätzt habe. Man denkt sich also, dass es eigentlich einfacher gewesen wäre, gar nicht erst auf die Bergspitze gegangen zu sein, denn nun vermisst man etwas, was man vorher gar nicht vermissen konnte, weil man es nicht kannte (die Sonne und die Aussicht).  
Es ist natürlich auch "bequemer" einfach nichts Positives zu erwarten, damit man nicht in Gefahr läuft enttäuscht zu werden. Aus diesem Grund fühlen sich viele Menschen wohl in ihrer traurigen Atmosphäre und trauen es sich auch gar nicht erst zu, die Bergspitze zu erklimmen. Jedoch verpasst man so enorm viele tolle Momente und Möglichkeiten, die das Leben zu bieten hat. Häufig haben Menschen zusätzlich das Gefühl, das Glück gar nicht zu verdienen und könnten dadurch sogar ein tieferes Selbstwertgefühl haben und mehr Stress  und Ängste erleben. Dies sind somit gute Gründe, sich trotzdem zu trauen, einen Schritt Richtung Bergspitze zu machen und das Leben zu geniessen.
Deshalb würde ich raten diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Versuche in kleinen Schritten dich an das Glück heranzuwagen und du wirst sehen, dass nicht jedes schöne Erlebnis mit einer negativen Konsequenz gekoppelt ist. Du wirst Dinge geniessen können, die dir nicht wieder genommen werden oder dich zurück in das dunkle Tal absinken lassen.
Versuche zum Beispiel ganz bewusst Dinge zu geniessen, die du sonst für selbstverständlich hältst. Sei dies ein leckeres Abendessen oder das Gefühl nach dem Sport, wenn man spürt, dass man etwas geleistet hat, oder der erfüllende Moment, wenn man ein gutes Gespräch mit einer tollen Person geführt hat. Versuche einen Sinn für das Schöne zu entwickeln/wiederzufinden und überlege dir, wofür du dankbar bist und was du gerne machst/wo du dich geborgen und wohl fühlst. Versuche dich so step-by-step an das Glücklichsein heranzutasten und die Angst vor der befürchteten Enttäuschung abzulegen. Ich weiss, dass es viel Mut und Kraft kostet aus dem Traurigkeits-Tal auszubrechen, aber es wird sich lohnen!
Und wenn du deinen ersten Schritt Richtung Bergspitze unternommen hast, gib nicht auf! Klimme weiter den Berg hinauf, Schritt für Schritt. Falls einmal ein Rückschlag kommt, versuche dich an einem Fels festzuhalten, sammle deine Kräfte, raffe dich wieder auf und klimme weiter den Berg hoch Richtung Glücklichsein! Du hast es verdient und wirst es schaffen!
Alles Gute und Liebe,
Ronja

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