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was ich noch alles tun kann um wieder gesund zu werden

Ich bin 15 Jahre alt und ich ritze mich seit acht Monaten. Ich war zwei Monate bei einer Psychologin, brach dann die Therapie aber ab, weil ich nicht mit ihr klar kam. Mit meiner Mutter kam ich noch nie klar. Oft schlug sie mich und belastete mich mit ihren Problemen. Das war dann auch der Grund, warum ich mich begann zu ritzen. Mittlerweile wohne ich aber bei meinem Vater. Lange wurde ich sexuell belästigt, aber das hat sich erledigt, weil ich endlich den Mund geöffnet habe und meinem Lehrer erzählt habe, dass ich sexuell belästigt wurde. Ich erzählte dann meinem Lehrer auch von meiner Selbstverletzung und er ist auch heute noch immer für mich da, hört mir zu und gibt mir Kraft. Ich bin wieder bei einem Psychologen und eigentlich wird mir geholfen, aber ich bin trotzdem unglücklich, sitze oftmals nur noch da und tue nichts mehr, ziehe mich zurück. Seit Kurzem habe ich auch Panikattacken, aber die habe ich langsam im Griff. Ich habe es mal geschafft drei Monate mit dem Ritzen aufzuhören, aber jetzt hat das wieder begonnen. Irgendwie möchte ich aufhören damit, aber auf der anderen Seite möchte ich weiterfahren! Ich weiss einfach nicht was ich noch alles tun kann um wieder gesund zu werden. Ich habe auch einen Suizidversuch hinter mir. Ich habe langsam das Gefühl, keiner will mich verstehen. Ich habe das Gefühl, die Menschen hätten sich daran gewöhnt, dass es mir so schlecht geht und ich mich ritze. Ich fühle mich so einsam. Ich weiss nicht ob ich mir das einbilde oder ob es wirklich so ist! Kann ich es schaffen vom Ritzen wegzukommen, oder sollte ich akzeptieren, dass es einfach zu meinem Leben dazugehört?
Marisa

Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde

es wird wieder eine Zeit ohne Ritzen geben

Liebe Marisa
Dein Lehrer will dich verstehen, dein Psychologe will dich verstehen und auch ich will dich verstehen. Das bedeutet aber nicht, dass wir nachfühlen können, was alles in dir drin geschieht. Da gibt es sehr widersprüchliche Gefühle, du willst dich öffnen und dich abkapseln. Du willst gesund werden und dich selbst zerstören. Du befürchtest, dass sich die Menschen um dich herum daran gewöhnt haben, dass es dir schlecht geht. Vielleicht sind sie einfach auch hilflos, wenn sie einmal deine positive und am anderen Tag deine negative Seite sehen. Sie sind vielleicht genau so verwirrt wie du, weil sie nicht wissen, ob du wirklich aus dem Teufelskreis der Selbstzerstörung aussteigen willst oder weiter Karrussel fährst bis zum Umfallen.
In deinem Leben gibt es noch eine Reihe Hindernisse, du kannst nicht einfach vorwärts spazieren und alle deine alten Sorgen und schlimmen Erlebnisse sind vorbei. Du kannst nur langsam lernen, Vertrauen zu fassen. Langsam und für kurze Zeit Freude zu empfinden. Vorsichtig Freundschaften einzugehen. Du hast viele seelische Verletzungen, die noch nicht verheilt sind und das Schlimmste ist, dass dein Vertrauen missbraucht wurde. Du musst zuerst wieder lernen, wem du vertrauen kannst. Du musst auch wieder lernen, was dir gut tut und was nicht. Mach das alles in kleinen Schritten. Eine kleine Wohltat im Tag. Wenn z.B. die Sonne auf deinen Arm scheint und du die Wärme spürst. Hab Geduld Marisa mit dir selber, es geht vorwärts, das spüre ich deinen Worten an, aber es wird nicht so schnell gehen, wie du möchtest. Du warst schon einmal 3 Monate lang stark, dann kam der Rückfall, aber es wird wieder eine Zeit ohne Ritzen geben und die wird dann wahrscheinlich länger sein, vielleicht 6 Monate. Lass dich nicht entmutigen von den Rückfällen, geh einfach weiter, niemand erledigt solche seelischen Probleme einfach so. Das Ritzen gehört nicht zu deinem Leben. Stolpersteine gehören dazu, doch mit der Zeit lernst du sie erkennen und fällst nicht mehr über jeden, sondern weichst ihnen aus.

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