Zusammenziehen mit dem Freund
Liebes Kopfhoch-Team
Meine Mitbewohnerin zieht nach 4 Jahren aus und damit könnten mein Freund und ich (ein Paar seit 3.5 Jahren) uns eine neue, coolere Wohnung suchen. Ich schaue sehr gerne Wohnungen an und finde sie auch schön, bis zu dem Punkt wo ich das Bewerbungsformular unterschreiben sollte, da wird mir richtig schlecht. Ich bin sehr wohl in meiner jetzigen Wohnung und möchte eigentlich nicht weg. Mein Freund fände es auch ok, zu mir zu ziehen und dann später eine neue Wohnung zu suchen, allerdings weiss ich, dass er lieber etwas neues, grösseres möchte. Ich stelle mich so blöd an, ich ärgere mich sehr über mich selbst. Bis zum Punkt wo es ernst wird gefallen mir andere Wohnungen auch, aber danach, wenn ich mich entscheiden sollte, kann ich nicht mehr schlafen, grüble nur noch und stelle meine Beziehung infrage. Kaum sagt mein Freund, dass wir auch hier bei mir bleiben könnten geht es mir besser - allerdings kommt nachher das schlechte Gewissen, die Scham und die Wut auf mich selbst. Klar wäre es toll, in etwas grösseres, cooleres zu ziehen, und ich kann mich selbst nicht verstehen, wie man sich so blöd anstellen kann. Kommt dazu, dass ich nicht der bindungsfreundlichste Mensch bin, d.h. wenn die Beziehung enger wird, habe ich immer das Gefühl zu ersticken, obwohl ich ihn ja liebe. Ich weiss nicht, ob die Vorstellung von "neu" zusammenwohnen für mich zu viel ist und die "Einziehen bei mir"- Variante einfacher ist? Obwohl es weniger Platz gibt, aber es sind weniger Veränderungen aufs Mal? Ich finde es bescheuert, wie man Mitte 20 an einer mittelmässigen Wohnung hängen kann und keinen Neuanfang wagt, aber so wie ich mich fühle, wenn es tatsächlich zu einem Neuanfang kommen würde, ist es schrecklich. Ich weiss nicht was ich machen soll und ich kann mit niemanden darüber reden, weil ich mich so schäme. Vielleicht wisst ihr, was ich tun könnte. Lg Elin
Frage gestellt zu: Liebe, Sex und Freunde
Schritt für Schritt ist okay
Liebe Lina
Du bist ziemlich streng mit Dir selber und es tut mir wirklich leid, dass Du Dich schämst und unter dieser Situation leidest. Es ist vollkommen okay, dass Du so bist wie Du bist und vielleicht gewisse Schritte im Leben etwas langsamer und sorgfältiger angehst als andere. Es ist eine sehr gute Fähigkeit, in sich hineinspüren zu können und merken, wo man an Grenzen stösst. Das heisst ja nicht, dass diese Schritte - wie einen neue, gemeinsame Wohnung - gar nie machen muss. Aber dass Du gut schaust, dass es für Dich stimmt. Wenn Du in 5 Jahren immer noch am genau gleichen Punkt im Leben stehst wie jetzt gerade - dann kannst Du Dir anfangen Sorgen zu machen, wie Du weiter kommst. Aber erstmal würde ich Dir raten, dass doch Dein Freund zu Dir zieht und Dir dann zu gegebenem Zeitpunkt gemeinsam weiterschaut. Du darfst Dein Leben in Deinem eigenen Tempo gestalten und Dich an alles erst herantasten und Verschiedenes ausprobieren.
Versuch doch mal in Zukunft, Dir zu überlegen, was Du einer Freundin oder einem Freund raten würdest, wenn Du vor solchen Schwierigkeiten stehst. Vielleicht schaffst Du es dann, grosszügiger mit Deinen Sorgen umzugehen.
Ich wünsche Dir so oder so einen guten Neustart! Liebe Grüsse, Mika